The Scorpion King – Rise of a Warrior – Klaus Badelt: „Auch dieser Skorpion sticht nicht“

Nach dem überraschenden Erfolg von The Scorpion King plante Universal zunächst eine direkte Fortsetzung mit seinem Star „The Rock“. Doch die kam überraschenderweise nicht zustande. Vielleicht hatte Dwayne Johnson schlichtweg keine Lust mehr oder das Studio inzwischen das Vertrauen in die kommerzielle Zugkraft des Franchise verloren. Ganz begraben wollte man die Filmreihe aber offenbar trotzdem nicht. Denn 2008 erschien das Prequel Aufstieg eines Kriegers, allerdings nur auf DVD. Die Hauptrolle wurde neu besetzt, um zu erzählen, wie der Akkadier Mathayus in jungen Jahren zum gefürchteten Assassinen aufsteigt. Mit Ägypten im eigentlichen Sinne hat die Handlung aber nichts mehr zu tun. Schauplatz ist nun das Reich von Akkad, das sich im 24. und 23. Jahrhundert v. Chr. etwa vom Euphrat bis zum Persischen Golf erstreckte. Das macht zwar wenig Sinn, weil die Handlung des ersten The Scorpion King 3000 v. Chr. angesiedelt war, also zeitlich rund sechshundert Jahre früher. Aber um historische Korrektheit ging es in den Filmen des Mumien-Franchise ohnehin noch nie. Wie der erste Teil strotzt deshalb auch das Prequel nur so vor groben Ungenauigkeiten, was schade, aber angesichts des B-Movie-Charakters der Produktion vielleicht auch irgendwie verzeihbar ist.

Russell Mulcahy orientiert sich in seiner Inszenierung stattdessen deutlich am italienischen Sandalenkino der 60er Jahre, in dem der muskelbepackte Steve Reeves als Hercules ganz ähnliche Leinwandabenteuer durchzustehen hatte wie der junge Mathayus. Die Parallelen sind eigentlich drollig: Wie die sogenannten Peplum-Filme damals dem Erfolg von Ben-Hur & Co hinterherhechelten, ist hier nun Ridley Scotts Gladiator, das große Vorbild, an dem man sich orientiert. Die Handlung des Prequels ist schnell erzählt: Der junge Mathayus muss als Kind mitansehen, wie sein Vater vom Sargon, dem Befehlshaber der Streitkräfte, getötet wird. Fortan sinnt er auf Rache und lässt sich selbst zum Krieger ausbilden. In seiner Abwesenheit putscht sich Sargon gewaltsam an die Macht. Nach seiner Rückkehr scheitert der junge „Skorpion-König“ im Versuch, den Despoten zu töten. Er muss zusammen mit seiner Jugendliebe Layla aus dem Reich fliehen. Auf ihrer Reise schließt sich ihnen der Schreiber und Poet Ari an. Er gibt ihnen den Tipp, in der griechischen Unterwelt nach dem Damoklesschwert (eigentlich eine Legende aus dem 4. Jahrhundert v. Chr…) zu suchen. Dies sei ein potentes Gegenmittel, um sich gegen die dunklen Zauberkräfte Sargons zur Wehr zu setzen.

Der Ausgang ist dabei natürlich erwartbar und völlig frei von Überraschungen. Das galt zwar auch für den Vorgänger. Dass The Scorpion King – Rise of a Warrior noch dürftiger anmutet, liegt an mehreren Schwächen: Als Anknüpfungspunkt für Fans des wilden Action-Spektakels mit „The Rock“ bleibt die humorfreie Inszenierung mit insgesamt nur wenig Kämpfen vergleichsweise blutleer und handzahm. Und als reines Historien-Abenteuer wird hier nichts erzählt, was nicht in deutlich besserer Form schon x‑mal in der Kinogeschichte zu sehen gewesen wäre. Doch das größte Problem bleibt die fehlende Liebe zum Detail auf fast allen filmischen Ebenen: Die Hauptdarsteller bleiben allesamt blass. Der Minotaurus im Labyrinth von Knossos und das finale Skorpion-Monster wirken unfreiwillig komisch getrickst. Dazu sehen Kostüme und Bauten für ein exotisches Reich der Antike völlig generisch aus. Zum Fremdschämen gerät auch das Filmende: Layla, die zuvor als toughe Fighterin etabliert wurde, entdeckt quasi aus dem Nichts, dass sie das Kämpfen doch nicht so sehr mag und lieber eine Familie gründen möchte.

Dem mäßigen B-Niveau der gesamten Produktion schließt sich leider auch die Filmmusik von Klaus Badelt an. Die Karriere des gebürtigen Frankfurters hatte damals nach ein paar hochkarätigen Flops wie Catwoman oder Wolfgang Petersens Poseidon einen ziemlichen Knick bekommen. Vermutlich aus Budgetgründen bleibt seine Arbeit hier rein synthetisch. Geld- und Zeitdruck ließen offenbar keine ausführlichen Musikrecherchen zu. Und das hört man dem Ergebnis an. Anders als sein Vorgänger John Debney orientiert er sich mehr an Hans Zimmers Gladiator als an den vorangegangenen Mumien-Musiken. Doch das bedeutet keineswegs mehr Authentizität oder weniger Klischees. Einmal mehr gibt es das Spiel von Duduk und Vokalisen – seit dem Riesenerfolg von Ridley Scotts Monumentalfilm – nicht mehr wegzudenken, wenn Hollywood den Traum vom Orient auf der Leinwand inszeniert. Immerhin gelingt Badelt ein eingängiges Hauptthema (erstmals in Returning Home zu hören), das immer dann, wenn es auftaucht – und das kommt leider selten vor – der Musik eine gewisse Strahlkraft verleiht. Der Rest von Badelts Komposition ist im Prinzip kaum der Rede wert: Die Abenteuer von Mathayus werden von einer flächigen, kühl wirkenden Klangkulisse begleitet, die eine rein atmosphärische Funktion einnimmt. Seltsam erscheint der Einsatz der verschiedenen Flöten, der mehr an die indigene Bevölkerung Südamerikas als an Mesopotamien denken lässt. Die Action-Passagen wirken mit ihren Trommelrhythmen dazu völlig generisch. Am besten funktionieren da noch die kurzen Einschübe orientalisch anmutender Folklore (Scribe’s Tale/Palace), die zwar völlig stereotyp bleiben, aber zumindest ein wenig an den Schauplatz erinnern.

Die Entwicklung im Mumien-Franchise ist bezeichnend, erzählt von Film zu Film von immer geringerer Ambition und gesunkenen Budgets. Doch zugleich zeigt sich mit The Scorpion King – Rise of a Warrior auch der Paradigmenwechsel in Hollywood, weg von den sinfonischen Filmmusiken der 90er Jahre hin zu der Synthesizer-dominierten Ästhetik von Hans Zimmer im neuen Jahrtausend (deutlich erkennbar auch an dem poppigen Action-Thema in Training). Während Zimmer immer versucht hat, die Grenzen des Möglichen etwas zu verschieben und später mit charismatischen Werken wie Inception, Interstellar und Dune Kinogeschichte schrieb, zeigt eine blasse Vertonung wie Scorpion King – Rise of a Warrior, wie schwer es tatsächlich ist, eine Filmmusik zu schaffen, deren Sound unverwechselbar klingt und gleichzeitig die Bilder bereichert. Natürlich wurden die Scorpion-King-Fortsetzungen vor allem billig heruntergekurbelt, um schnelles Geld zu verdienen. Trotzdem ist es irgendwie schade, dass offensichtlich keiner der Beteiligten Lust verspürt hat, dies als Chance zu begreifen, um ein paar kreative Ideen in das Projekt hineinzuschmuggeln. Eine eigene immersive Klangästhetik, ein wenig mehr Bezüge zur belegten Historie, etwas präzisere Verortung der Handlung – das hätte nicht mehr gekostet, den Film aber deutlich aufgewertet. So bleibt es allein bei uninspirierter Stangenware.

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