Salem’s Lot – Christopher Gordon & Lisa Gerrard

Wer in den vergangenen Jahren einen Blick auf die QualitĂ€ten der US-Amerikanischen Fernsehmusiken geworfen hat, musste sich oftmals verwundert die Augen reiben. Denn was einige Komponisten fĂŒr aufwĂ€ndig produzierte Miniserien und TV-Filme schufen, brauchte sich vor der Konkurrenz auf der großen Leinwand keinesfalls zu verstecken. Zu den wichtigsten Namen in diesem Feld gehören zweifellos Richard Hartley und Richard Harvey, die mit Arbeiten wie Don Quixote (2000), Arabian Nights oder zuletzt Lion in Winter ĂŒberzeugen konnten. Der ambitionierteste Tonsetzer der letzten Jahre im Fernsehbereich war aber wohl der Australier Christopher Gordon, der mit den exzellenten Musiken fĂŒr die Hallmark-Produktionen Moby Dick und On the Beach glĂ€nzte. 2003 gelang ihm mit Peter Weirs Master & Commander das KinodebĂŒt. Ein Jahr spĂ€ter arbeitete er allerdings wieder fĂŒr eine Miniserie: die Neuverfilmung von Stephen Kings Roman Brennen muss Salem – Salem’s Lot.

Christopher Gordon scheint sich seine Projekte sehr sorgfĂ€ltig auszuwĂ€hlen: In fĂŒnf Jahren schrieb er gerade einmal ebenso viele Musiken. Dieser Umstand kommt auch der dĂŒsteren Vertonung des Horrorreißers Salem’s Lot zugute, die er deutlich subtiler und prĂ€ziser gestaltet als man es bei vergleichbaren Kinostoffen dieser Tage gewohnt ist. Wo viele Horrormusiken von einem schrillen Crescendo des Orchesters zum nĂ€chsten eilen, setzt Gordon in Salem’s Lot auf eine grĂ¶ĂŸere Ausgewogenheit zwischen dissonanten Schockeffekten, dĂŒster-romantisch geprĂ€gten Klavier- und StreicherstĂŒcken sowie nuancierter Spannungsuntermalung. Auch der Chor wird von Gordon zum wohldosierten Stilmittel, der – mehrstimmig eingesetzt – vom mysteriösen FlĂŒstern und Raunen bis hin zu sakralen GesĂ€ngen eine Vielzahl von Stimmungen auslotet. Als lyrisch-melancholischer Gegenpol fungiert ein romantisches Klavierthema („Jerusalem’s Lot“), welches zwar zunĂ€chst einfach erscheinen mag, beim eingehenden Hören aber in seinen vielfĂ€ltigen Variationen einige Reize entfaltet.

Eine besondere Note erfĂ€hrt die Komposition durch die Beteiligung von Lisa Gerrard, die nicht nur einige Vokalanteile bestreitet, sondern bei fĂŒnf StĂŒcken auch an der Komposition beteiligt war. Die stimmungsvolle Arie („Salem’s Lot Aria“), die die Dead can Dance-SĂ€ngerin zusammen mit Patrick Cassidy verfasste, gehört als Einleitung zu den Höhepunkten der Komposition. Lisa Gerrard entfernt sich in ihrem Beitrag (der ansonsten zusammen mit Christopher Gordon entstand) recht weit von den eigenen Wurzeln und ordnet sich erstaunlich gut der stilistischen Konzeption Gordons unter, so dass man ihre Anteile keinesfalls als Fremdkörper bezeichnen kann.

Hinter dem Cover der VarĂšse Sarabande-CD, das zunĂ€chst an eine ĂŒbliche Zusammenstellung von Pop-Songs denken lĂ€sst, verbirgt sich also erneut eine starke Arbeit von Christopher Gordon. Zwar erreicht die Tonsprache des Australiers dieses Mal nicht ganz die Vielfalt und AusdrucksstĂ€rke von Moby Dick und On the Beach. Doch das tut der QualitĂ€t keinen Abbruch, denn die vollstĂ€ndig sinfonische Filmmusik zu Salem’s Lot bewegt sich auf einem Niveau, das sie auch so zu den besten des Jahrgangs 2004 zĂ€hlen lĂ€sst.