Patrick Doyle ist zurück. Nachdem es um den schottischen Komponist in letzter Zeit etwas ruhig geworden war, meldete er sich 2003 gleich mit zwei neuen Partituren zurück. Die eine entstand für die Komödie Calendar Girls, die andere für Tim McCanlies Löwen aus zweiter Hand – Secondhand Lions. Die in den USA von der Kritik durchweg positiv aufgenommene Abenteuerkomödie um einen Jungen (Haley Joel Osment), der in den 50er Jahren einen Sommer bei seinen exzentrischen Onkeln in Texas verbringt, erschien in Deutschland lediglich auf DVD.
Der etwas kuriose Film spielt auf mehreren Zeitebenen an verschiedenen Schauplätzen. Neben der zentralen Handlung in Texas gibt es in Rückblenden Szenen aus Nordafrika während des ersten Weltkriegs, die einer der beiden Onkel in heldenhafter Indiana Jones-Manier fabuliert. Die Rahmenhandlung führt derweil in die 90er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Dementsprechend ist auch die Vertonung von Patrick Doyle ein bunter, abwechslungsreicher musikalischer Cocktail. Die kraftvolle Ouvertüre und einige Actionpassagen knüpfen an die Swashbuckler von Korngold an. Dazu gibt es perkussive Stücke und Vokalisen (gesungen von Ola Onabule) für die Afrikaszenen. Natürlich darf auch der Doyle-typische Streicherwohlklang nicht fehlen, der in einigen Stücken sogar eine orientalische Färbung erhält. Einen besonders schönen Auftritt hat Patrick Doyle junior: Der Sohnemann gibt den Knabensopran im melancholischen „She was a real Lion“.
Der Vater hat mit Secondhand Lions einen warmherzigen und lyrischen Score hingelegt, der ihn zwar nicht ganz in alter Form zeigt, aber vielfältig genug ist, um prächtig zu unterhalten. Die rund 45 Minuten Spielzeit des Albums vergehen wie im Fluge und lassen auch verzeihen, dass Doyle hier im Grunde musikalisch wenig Neues präsentiert und sich in den vergangenen Jahren als Komponist offenbar kaum weiterentwickelt hat.
Wie zuletzt immer öfters geschehen, besitzt auch die Soundtrack-CD zu Secondhand Lions einen kleinen CD-Rom-Teil für den heimischen PC, in dem Patrick Doyle über die Arbeit am Film von Tim McCanlies spricht. Insbesondere erwähnt er auch seine Vorbilder für die Swashbuckler-Action: Max Steiner und Erich-Wolfgang Korngold. Damit erweist der Komponist seiner unverkennbaren Handschrift zum Trotz der Kinosinfonik des Golden Age seine Reverenz. Das macht die Musik nicht nur sympathisch, sondern bereitet auch einigen Hörspaß.