Bei der gefloppten Filmbiografie Amelia, um die berühmte Flugpionierin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart, nähert sich Yared in der elegischen Sinfonik gegenüber Le Hérisson wieder etwas stärker seiner Oscar-prämierten Arbeit zum Englischen Patienten an. Der Tonfall ist hier etwas optimistischer gehalten. Als offenbares Markenzeichen der indisch-stämmigen Regisseurin Mira Nair und vermutlich auch auf ihren Wunsch hin dürfen Einsprengsel ethnischer Folklore (indische Flöten, Arghoul – ein arabisches Blasinstrument) erklingen. Wenngleich Yared die Flugszenen mit erhabenen wirkenden Streicherharmonien und reizvollen Einwürfen der Blechbläser begleitet und gelegentlich auch sphärische Klangflächen nicht scheut, ist seine Vertonung für den Filmstoff vergleichsweise zurückhaltend geraten. Sie scheut heroische Phrasen oder laute Actionpassagen und konzentriert sich stattdessen mit ruhigem Klavierspiel und elegisch aufschwingenden Melodiebögen voll und ganz auf die Entwicklung der Hauptfigur. Dies führt bis hin zu wenigen düsteren dramatischen Passagen (z.B. für die Absturzszene Hawai Crash), die aber nie lange vorhalten. Im besten Sinne erweist sich Amelia deshalb als schwelgerische, altmodische Filmvertonung, die sich in ihren thematischen Ideen mit nostalgischer Wehmut auf vergangene Hollywood-Traditionen zu berufen scheint. Durchaus möglich, dass diese Art der Filmmusik einem heutigen Kinopublikum etwas fremd geworden ist und damit den Misserfolg der Produktion gar befördert hat. Auf CD erwächst dieser Umstand der Musik aber zum Vorteil, zeigt sich, dass es auch heute noch Vertonungen gibt, die abseits der gegenwärtigen Hollywood-Standards stehen. Und das macht Yareds Amelia nicht zuletzt äußerst sympathisch, wenngleich hier im Werk des Komponisten abermals kein Neuland beschritten wird und die Vertonung bei allen einschmeichelnden Melodien mitunter auch ein klein wenig statisch wirkt.