Le Hérisson – Gabriel Yared

Dass ein Oscargewinn die Karriere nicht zwangsläufig vorantreibt, musste in Hollywood in den letzten Dekaden so mancher Filmkomponist ernüchtert feststellen. So auch Gabriel Yared, der zwar mit Der Englische Patient 1996 in Los Angeles reüssierte, aber nach dem Eklat um die abgelehnte Musik zum Historienspektakel Troja von Wolfgang Petersen nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen konnte. Mittlerweile schreibt der gebürtige Libanese vorwiegend (aber nicht ausschließlich) für kleinere Filme, die in den meisten Fällen aus Europa stammen, wie etwa L’avion – Das Zauberflugzeug (2005) oder nun Die Eleganz der Madame Michel – Le Hérisson. Dem Filmdrama um eine Concierge-Dame in einem Pariser Wohnhaus, die sich in einen ihrer Bewohner verliebt, hat Yared eine feingliedrige Komposition verpasst, die mit ihren einfühlsamen Klaviermelodien und melancholischen Cellosoli besticht, zugleich aber immer wieder auch Klangkollagen einsetzt, die doch sehr an Thomas Newman im American Beauty-Stil erinnern. Nimmt man noch das ein oder andere jazzig geprägte Stück hinzu, ergibt sich eine gewisse Dreiteilung der Musik, die in ihren Kontrasten zwar durchaus funktioniert, der Musik aber zugleich wenig Raum für motivische oder narrative Entwicklung gibt. Dennoch wirkt die Komposition zu Le Hérisson gegenüber manchem spröde-elegischen Schwergewicht aus Yareds Vergangenheit (etwa die Vertonung zu Sylvia) geradezu entspannt und angenehm unprätentiös. Und das ist am Ende eine Qualität, die durchaus für die kurzweilige, abwechslungsreiche Vertonung einnimmt.

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