Hollywood träumt wieder einmal vom Orient: In der Computerspiel-Verfilmung Prince of Persia – Der Sand der Zeit steht ein Straßenkind im Persien des 6. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Aufgrund seines außergewöhnlichen Muts wird es vom König adoptiert und gerät Jahre später als junger Erwachsener in den Besitz eines magischen Dolches und hat in Folge diverse Abenteuer zu bestehen. Der rasante wie oberflächliche Action-Streifen wurde von Mike Newell mit Jake Gyllenhaal und Ben Kingsley in den Hauptrollen für ein junges, mit der Videospielästhetik aufgewachsenes Zielpublikum inszeniert. Unter diesen Umständen überrascht es wenig, dass die Filmmusik von Harry Gregson-Williams allein typische Orientklischees bedient und sich ansonsten an den perkussiven Action-Standards der vergangenen Kinojahre orientiert. Es ist schon drollig anzuhören, wie sehr Gregson-Williams den Vertonungen namenhafter Wüstenabenteuer nacheifert, ob nun Maurice Jarres Klassiker Lawrence von Arabien oder den Mumien-Musiken jüngeren Datums, ob von Jerry Goldsmith, Alan Silvestri oder John Debney vertont. Als weiterer Bezugspunkt mag das von Gregson-Williams selber vertonte Königreich der Himmel dienen.
Gut geklaut ist halb gewonnen, heißt es. Und so ist der Prince of Persia filmmusikalisch zwar in keinerlei Hinsicht sonderlich originell oder raffiniert geraten, dafür aber dennoch überraschend unterhaltsam. Dass dem so ist, liegt vorrangig daran, dass Gregson-Williams die Partitur motivisch recht ansprechend strukturiert hat und mit eingängigen melodischen Einfällen glänzt. Selbst in den Actionpassagen wird fast immer eine der verschiedenen thematischen Ideen aufgegriffen. Auch die Instrumentierung ist – wenngleich überraschungsarm – doch sorgfältig geraten: Ob nun diverse arabische Perkussioninstrumente wie Oud, Sitar oder die obligatorischen Vokalisen: Souverän erzeugt Harry Gregson-Williams trotz elektronischer Elemente ein stimmiges Orientflair. Und spätestens wenn der Chor völlig schablonenhaft raunt, die dramatische Wirkung aber nicht ungeschickt verstärkt, merkt man Harry Gregson-Williams die in mittlerweile knapp zwei Hollywood-Jahrzehnten gewonnene Routine als Filmkomponist an. Sein „persischer Prinz“ bietet letztlich solide filmmusikalische Orient-Action – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und Vergleichbares hinsichtlich der Qualität gilt auch für den passablen, aber letztlich schablonenhaften Schlusssong I Remain der Pop-Ikone Alanis Morrisette.