Alice in Wonderland – Danny Elfman

Das Schicksal ruft: Es ist ein markiger Weckanruf fĂŒr die ihrer Kindheit entwachsenen Alice: Der Kinderchor singt den Namen der inzwischen jungen Frau in den letzten zwei Noten des Hauptthemas der Filmmusik, fast als wolle er ihr zurufen: „Alice, wache auf und erkenne Dich selbst“. Das Dreigespann Tim Burton, Johnny Depp und Danny Elfman als Filmkomponist haben fĂŒr eine Fortsetzung des berĂŒhmten Kinderbuchklassikers von Lewis Carroll einmal mehr zusammengefunden. Das Ergebnis ist ein bildgewaltiges FilmmĂ€rchen, welches die episodenhafte Geschichte des Kinderbuch-Klassikers nicht minder absurd, aber mit einem dramatischen Rahmen versehen (Alice soll einen Mann heiraten, den sie nicht liebt. Im Wunderland findet sie zu sich selbst zurĂŒck), weiterspinnt. Mit viel Liebe zum Detail schwelgt die Inszenierung in mal kunterbunten, mal aber auch Burton-typischen dĂŒster-morbiden Bilderwelten, die in der 3D-Version zum Teil in beeindruckender RĂ€umlichkeit erscheinen. Großen Anteil an der Wirkung des Films hat die Vertonung von Danny Elfman, der sich nach zuletzt etwas schwĂ€cheren Arbeiten, in der Zusammenarbeit mit Tim Burton wieder alter StĂ€rken besinnt. Seine opulente Alice-Musik reiht sich nahtlos in die Reihe wunderbaren Fantasy-Partituren des Amerikaners wie die zu Edward mit den ScherenhĂ€nden, Sleepy Hollow oder Nightmare before Christmas ein, womit bereits auch die wichtigsten stilistischen AnknĂŒpfungspunkte der neuen Vertonung genannt wĂ€ren.

Die große StĂ€rke der schillernden Komposition ist ihr einprĂ€gsames Hauptthema, eine nicht zuletzt durch den markanten Alice-Ruf des Chores (der auf CD mittels Reprisen hĂ€ufiger zu hören ist als im Film, wo das Thema erst erklingt, als Alice beginnt, ihr Leben in den Griff zu nehmen) eingĂ€ngige Melodie die die gesamte Vertonung in geradezu omniprĂ€senter Weise trĂ€gt und immer wieder von Elfman geschickt variiert und den jeweiligen Stimmungen des Filmes angepasst wird. Es gibt zwei weitere zart-lyrische Nebenthemen fĂŒr Alice (erstmals in Little Alice bzw. Proposal zu hören), die Alice als Kind und das herangewachsene MĂ€dchen (bevor sie ein zweites Mal ins Wunderland kommt) reprĂ€sentieren, letztendlich aber eine deutlich untergeordnete Rolle einnehmen. Es ist das heroische Hauptthema, welches in Erinnerung bleibt. In den unzĂ€hligen Varianten, ob vom Chor oder Knabensopran gesungen, von den BlechblĂ€sern als treibendes Motiv gespielt oder aber von den Streichern aufgegriffen, schlĂ€gt es den Hörer immer wieder in den Bann und nimmt fĂŒr die Musik ein. Dabei mag man im Grunde gar nicht mal zu Unrecht einwenden, dass Danny Elfman ansonsten allein seine bisherige filmmusikalische Karriere Revue passieren lĂ€sst. Neuartig ist seine Komposition nĂ€mlich keineswegs, wie etwa zum Beispiel die mit routinierten Ostinati strukturierten Action-StĂŒcke belegen. Doch derlei Kritik verzeiht man hier gerne. Dem verfĂŒhrerischen Alice-Ruf des Chores wird sich so mancher Hörer kaum entziehen können.

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