The Village – James Newton Howard

M. Night Shyamalan – dieser für viele unaussprechliche Name entwickelt sich immer mehr zum Markenzeichen für psychologische Mysterythriller mit überraschendem Ende oder zumindest unerwarteten Wendungen. Nachdem er mit The Sixth Sense 1999 einen Welterfolg landen konnte, folgten mit Unbreakable (2000) und Signs (2002) zwei nicht weniger publikumsträchtige Filme, die aber in der Kritik auf deutlich weniger Gegenliebe stießen. Mit The Village – Das Dorf ist nun der vierte Film der typischen Shyamalan-Bauart in die Kinos gekommen. Wieder gibt es eine bedächtige, geradezu kammerspielartige Erzählweise, das subtile Spiel mit Symbolen und Farben und den nahezu vollständigen Verzicht auf explizite Horror- oder Ekelszenen.

„The Village“ ist ein abgeschiedenes Dorf, in dem eine Gruppe von Menschen eine scheinbar friedliche, autarke Gemeinschaft bilden. Doch über ihr lastet ein Schatten: In den umliegenden Wäldern hausen die „Unaussprechlichen“ – böse Kreaturen, die die Bewohner nur solange in Frieden lassen, wie diese sich vom Wald fernhalten. Die Isolation von der Außenwelt und jeglicher Zivilisation hat die fatale Konsequenz, dass keine Möglichkeit besteht, lebensnotwendige Medikamente aus der Stadt zu beschaffen. So beginnt der Film – der Grabstein kündet vom Jahr 1897 – mit der Beerdigung eines Kindes, dessen Tod vermutlich vermeidbar gewesen wäre. Schließlich führt die schwere Verletzung eines Dorfbewohners dazu, dass dessen Freundin die Grenze zu den Wäldern überschreitet. Mehr von The Village zu verraten, hieße dem Film viel von seiner Spannung zu nehmen. Nur so viel: Shyamalan ist ein atmosphärischer, ruhiger Thriller gelungen, der geschickt mit den Genregrenzen spielt und in seiner – freilich etwas vorhersehbaren – Auflösung durchaus als Parabel auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation in den Vereinigten Staaten verstanden werden kann. Die kritischen Ansätze bleiben allerdings etwas oberflächlich und kollidieren immer wieder mit den Notwendigkeiten der Spannungsdramaturgie. Diese Schwächen werden aber durch die stimmungsvolle Kameraarbeit, das gute Darstellerensemble und die filigrane Filmmusik von James Newton Howard aufgefangen.

Howard gehört seit The Sixth Sense zu den ständigen Wegbegleitern Shyamalans. Für die bislang vier Filme des Regisseurs hat er insgesamt sehr unterschiedliche Vertonungen geschaffen. Bot The Sixth Sense noch eine eher traditionelle Suspense-Musik mit Klavierstücken, abgründig klingenden Streichermotiven und wohldosierten Klangeffekten, erweiterte Unbreakable dieses Konzept um elektronische Rhythmik und eine stärkere Betonung einzelner Instrumentensoli. In Signs orientierte er sich stilistisch an Bernard Herrmann und setzte zusätzlich dezente Minimalismen ein.

The Village greift nun die ländlichen Stimmungsbilder auf, die sich in der prominent im Vordergrund stehenden Solovioline spiegeln. Für diese ausdrucksstarken Parts konnte die populäre Stargeigerin Hilary Hahn gewonnen werden. Ihre Soli nehmen in der Musik einen breiten Raum ein und werden nur gelegentlich durch geräuschartige Effekte und archaisch-stampfende Rhythmik in den Spannungsmomenten abgelöst. Das Spiel der Solistin verleiht der Komposition einen sehr introvertierten, lyrisch-verräumten Charakter, der die Abgeschiedenheit des Dorfes, die unsichtbare Bedrohung aus dem Wald, aber auch die aufblühende Liebe zwischen den beiden jungen Hauptfiguren akustisch erfahrbar macht. Dementsprechend stehen drei Themen im Vordergrund: Das zärtlich-anmutige Liebesthema (What Are You Asking Me) wird dabei um zwei mysteriöse, melancholische Themen für das Dorf und seine Einwohner ergänzt. Der fein verwobene motivische Umgang mit ihnen und der subtile wie präzise Einsatz verschiedener Instrumente wie Harfe, Glockenspiel und Flöten geben der Komposition immer wieder faszinierende Schattierungen. Darüber hinaus bedient sich Howard einer Reihe effektvoller elektronischer Klangeffekte, in denen sich die ominöse Gefahr aus dem Wald spiegelt.

Überhaupt erzeugt Howard in The Village eine sehr eigentümliche, charismatische, mitunter aber auch etwas spröde Atmosphäre. Am ehesten erinnert die Musik in ihrer intimen Zurückhaltung noch an Snow falling on Cedars (1999), deren klangliche Vielseitigkeit und motivische Komplexität hier aber nicht ganz erreicht wird. Insgesamt handelt es sich um eine ruhige, ansprechende und auch inspirierte Arbeit des Komponisten, die allenfalls in den monoton gestalteten Spannungsmomenten und in dem etwas in die Leere laufenden CD-Schnitt kleine Schwächen aufweist.