Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, das sind die Helden verschiedener Klassiker der Literatur, die gemeinsam gegen das Verbrechen kämpfen. Allan Quatermain, Captain Nemo, Dorian Gray, Tom Sawyer und Dr. Jekyl geben sich ein Stelldichein. Die originelle Grundidee, eine Art Abenteuervariante von Eine Leiche zum Dessert, führte jedoch zu keinem guten Film. The League… scheiterte bei den Kritikern und in der Zuschauergunst gleichermaßen, erwies sich letztlich sogar als einer der größten Flops des amerikanischen Kinosommers 2003.
Waren viele der jüngsten Blockbustervertonungen wie Danny Elfmans Hulk, Alan Silvestris Tomb Raider 2 oder Elliot Goldenthals S.W.A.T. von poppigen zum Teil rockigen Rhythmen durchsetzt, mutet die Partitur von Trevor Jones (From Hell) in ihrer rein sinfonischen Machart geradezu altmodisch an. Für einen traditionellen Abenteuerscore erscheint seine Arbeit allerdings um einiges zu düster. Gleich das die CD eröffnende „Dawn of a new Century“ gibt mit treibenden Schlagwerk und markanten Einsätzen der Blechbläser eine grimmig-düstere Grundstimmung vor Dies ist kein Wunder, denn die Handlung spielt im viktorianischen London von 1899 – das bedeutet unheilschwangere von Jack the Ripper geprägte Fin-de-siècle-Stimmung.
So überrascht auch nicht, dass Jones stilistisch an seine vor zwei Jahren entstandene Arbeit zu From Hell – einem spannenden Thriller über den Serienkiller – anknüpft. Nach dem packenden Beginn und dem anachronistisch und deplatziert wirkenden Song „Kenya – Wait for me“ (von Ladysmith Black Mambozo) für eine Afrika-Episode, liefert die Musik ordentliches, handwerklich tadelloses Suspense- und Actionscoring. Im Gegensatz zum monotonen Score für From Hell gibt es hier etwas mehr Abwechslung: etwa das elegante Lied „Promenade by the Sea“ oder manch schöner lyrischer, melodiegeprägter Moment. Dazu wird die Musik durch das exzellente Spiel der Londoner Sinfoniker und die gelungenen Verarbeitung des bereits erwähnten Eröffnungs-Motives geprägt.
So ist die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen zwar keine große Kinosinfonik – dafür bleibt sie zu sehr üblichen filmmusikalischen Standards verpflichtet – aber als atmosphärisch dichtes Höralbum weiß sie durchaus zu überzeugen. Wer es eine Spur traditioneller mag, ist beim Score von Trevor Jones vermutlich besser aufgehoben als bei den anderen, stärker von Pop-Einflüssen bestimmten (aber keineswegs schlechteren) Blockbuster-Musiken des Sommers.