Lara Croft – Tomb Raider – The Cradle of Life – Alan Silvestri

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Im Sommer 2003 haben die Hollywood-Studios mehr als in den Jahren zuvor auf Fortsetzungen gesetzt: Terminator 3, Jeepers Creepers 2, Bad Boys 2, Charlie’s Angels 2. Die Rechnung ging aber nicht immer auf. Vor allem der zweite Teil des Tomb Raiders mit Angelina Jolie als Lara Croft erfüllte bislang nicht die hochgesteckten Erwartungen der Produzenten. Musikalisch übernahm Alan Silvestri in letzter Sekunde den Job der Vertonung von Craig Armstrong, dessen Score abgelehnt worden war. Das scheint bei Lara Croft so üblich zu sein. Denn schon beim ersten Teil waren mit Nathan McCree und Michael Kamen gleich zwei Komponisten engagiert worden, bevor Graeme Revell Hand anlegen durfte. Dieser schrieb – mit nur wenigen Tagen zur Verfügung – einen behelfsmäßigen Score, der so dürftig ausfiel, dass er sich später bei den Fans dafür entschuldigte. Silvestri wiederum kam zu Tomb Raider 2 frisch von den Piraten der Karibik, wo die Produzenten seine Arbeit abgelehnt hatten, um kurzfristig Klaus Badelt und der Media Ventures-Gang den Vorzug zu geben.

Beinahe chaotische Verhältnisse in der Filmmusik-Welt also. Unter diesen Umständen hat sich Silvestri wacker geschlagen. Seine Musik verknüpft ähnlich wie die Bond-Musiken von David Arnold synthetische Beats mit großem Orchesterapparat und Chor. Ein recht schönes heroisches Hauppthema begleitet die Heldin in ihren actiongeladenen Abenteuern. Wie 007 lebt auch der Tomb Raider von seinen exotischen Schauplätzen, denen die Musik entsprechend Rechnung trägt. So reflektiert Silvestri zum Beispiel das „Arriving in China“ reizvoll mit den Klischees chinesischer Folklore. Ein echter Höhepunkt ist das fünfeinhalb-minütige und rein orchestrale „Pandora’s Box“ gegen Ende der CD.

Ein kleines Problem ist die Lauflänge von über einer Stunde, in der es dann doch auch ein wenig Leerlauf gibt. Weniger wäre hier wohl mehr gewesen. Dennoch besitzt das Album einige Hörreize und bietet insgesamt gute, routinierte filmmusikalische Unterhaltung. Und das ist vermutlich mehr, als man bei den diffusen Umständen der Entstehung erwarten konnte.