Wir können auch anders – das muss sich der Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer (Der Fluch der Karibik) zusammen mit Regisseur Joel Schumacher bei dessen neuestem Film Die Journalistin gedacht haben. Erzählt wird darin die wahre Geschichte der irischen Journalistin Veronica Guerin, die Mitte der 90er-Jahre in Dublin mit viel Zivilcourage, aber auch einer Spur Leichtsinn, den Kampf gegen die Drogenmafia aufnahm. Doch ihr Engagement forderte einen hohen Preis. Nach zahlreichen Drohungen und Attentatsversuchen wurde sie 1996 auf offener Straße in ihrem Auto ermordet. Eine Tragödie mit Signalwirkung: Der Tod der Journalistin führte zu strengeren Gesetzen und einem verschärften Kampf gegen die Drogenkartelle – in ihrem Mut wurde Veronica Guerin zur irischen Nationalheldin.
Ein ungewöhnlicher Stoff für eine Bruckheimerproduktion und auch die filmische Ausführung überrascht trotz Vereinfachungen mit ihrem sichtbaren Bemühen um Authentizität. Vor allem durch das exzellente, lebendige Spiel Cate Blanchetts ist das fesselnde und eindrucksvolle Porträt einer bemerkenswerten Frau entstanden. Da sind kleine Schwächen, wie die Verharmlosung des familiären Konfliktes – schließlich riskierte Veronica Guerin nicht nur das eigene, sondern auch Leben von Mann und Kind – oder das etwas sehr pathetisch geratene Finale, verzeihbar.
Die Musik von Harry Gregson-Williams mischt irisches Kolorit mit elektronischen Beats, wie man sie aus seinen Arbeiten zu Spy Game und Nicht auflegen! bereits kennt. Dazu treten zwei wunderschöne Songs der irischen Sängerin Sinead O’Connor, die bereits eine Vielzahl von Filmmusiken mit ihrer Stimme geprägt hat – darunter z.B. Im Namen des Vaters (1993), Michael Collins (1996) oder Der talentierte Mr. Ripley (1999). Ein melancholisches Streicherthema und ein einfaches, aber effektvolles Klaviermotiv komplettieren das Bild. Während die etwas monotonen Rhythmen der Spannungsmomente weniger interessant sind, bezieht die Komposition ihre Reize primär aus der reizvollen Folklore, die durch das Spiel von Dudelsack und Fiedel geprägt ist.
Dem Thema gemäß hat Gregson-Williams eine dezente, geradezu intime Komposition geschaffen, die trotz fröhlicher Momente überwiegend in Melancholie schwelgt. Einen besonderen anrührenden Höhepunkt gibt es mit „Bad News“ zum Ende der CD, wenn ein in Dublin von der Straße aufgelesener Junge, über sinfonischer Begleitung das Traditional „The Fields of Athenry“ singt. Die Musik ist einfach gehalten, aber keineswegs banal. Gerade mit mehrmaligen Hören offenbaren sich nicht nur die Qualitäten der beiden zentralen Themen, sondern auch deren geschickte Verflechtung. So bietet Veronica Guerin vielleicht nicht das beste, aber eines der sympathischsten Höralben des Sommers. Und das ist eine Empfehlung wert.