Matrix Revolutions – Don Davis

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Im November 2003 kam – parallel zum weltweiten Kinostart – der Abschluss der Matrix-Trilogie in die deutschen Multiplexe. Weil der effektverliebte Mittelteil Matrix Reloaded die hochgesteckten Erwartungen vieler Kinogänger nicht erfüllen konnte, blieb der große Hype um das Revolution-Finale letztendlich aus. Nichtsdestotrotz wollten dennoch viele Zuschauer nach dem offenen Ende des Mittelteils wissen, wie die Geschichte weiterging und ob die Wachowski-Brüder in der Lage sein würden, die losen Fäden zu verbinden und das Geheimnis um die Matrix in einem überzeugenden Maße aufzulösen. Für dem musikalischen Schlusspunkt der Trilogie war wieder Don Davis zuständig, der erneut mit der Techno-Formation Juno Reactor zusammengearbeitet hat. Anders als beim unglücklichen Albumkonzept des Vorgängers, das dem Score nur wenig Platz ließ, ist auf der Soundtrack-CD von Maverick dieses Mal eine knappe Stunde Score und lediglich ein Song (von Pale 3) enthalten.

Stilistisch knüpft Davis nahtlos an seine Arbeit zu Reloaded an. Mit großem Orchester und Chor neben den in einigen Stücken zu hörenden Techno-Rhythmen findet sich hier eine konsequente musikalische Fortsetzung. Da darf das charakteristische Bläsermotiv für die Matrix ebenso wenig fehlen, wie militärisch anmutende marschartige Rhythmen als vorantreibendes Element. Die monotonen Technostücke von Juno Reactor bleiben weiterhin ein ärgerliches wie unnötiges Zugeständnis an den Zeitgeschmack, dass selbst im Film deplatziert wirkt. Eine Verschmelzung mit der Sinfonik von Davis findet abermals nicht statt, weshalb diese Anteile als eine Art Fremdkörper dem musikalischen Gesamtkonzept im Wege stehen.

Doch selbst ohne diese durchwachsenen Stücke bleibt immer noch eine runde Dreiviertelstunde an reiner Sinfonik übrig – also immer noch deutlich mehr als auf der Varèse-CD zum ersten Film zu hören war. Obwohl die erste Hälfte eine Fortführung der zum Teil dissonanten, modernistischen Tonsprache der ersten beiden Musiken bietet, wendet sie sich – auf das vermutliche Happyend zulaufend – immer mehr auch tonalen, romantischen Passagen zu. Die eindrucksvollen Choräle in der „Neodämmerung“ erinnern einmal mehr an Orffs „O Fortuna“ aus der Carmina Burana und das lyrische „Spirit of the Universe“ könnte mit seinen Streichern, Holzbläsern, Chor und Knabensopran glatt aus Howard Shores Herr der Ringe stammen. Die Ruhepunkte geben dem Score einen schönen, neoklassizistischen Anstrich und der Musik eine hochwillkommene Abwechslung.

Bei allem Unterhaltungswert, den Matrix Reloaded als Höralbum bietet, sind allerdings auch Einschränkungen angebracht. Von einer echten kompositorischen Weiterentwicklung im Rahmen der Trilogie kann nämlich keine Rede sein, denn weiterhin bleibt die originale Matrix-Partitur die innovativste und homogenste der drei. Den konsequent modernistischen Ansatz des Originals hat Don Davis mit den Nachfolgern immer mehr aufgeweicht. Die Technobeats aber auch mancher sinfonische Moment wirken sehr auf hohle Oberflächenreize und pathetische Orchestereffekte getrimmt. Mitunter entsteht dabei der Eindruck, dass der Hörer auf Krampf beeindruckt werden soll – was zwar im unterhaltenden Sinne prima funktioniert, bei eingehender Betrachtung jedoch einen leicht faden Beigeschmack hinterlässt.