Ora o mai più – Giuliano Taviani

Giuliano Taviani ist auf Filmmusik 2000 ein guter alter Bekannter, zumindest was Rezensionen angeht. Mit A Domani (1999), Fuoro Di Me (2000) und Tutta la conoscenza del Mondo (2001) – alle drei nette, aber unspektakuläre Musiken – war der Komponist bereits vor einigen Jahren ein Thema. Sein neuester Streich kommt wieder aus Italien: das Drama Ora o mai più (zu deutsch „Jetzt oder niemals“). Im Film von Lucio Pellegrini geht es einmal mehr um die guten alten Themen Freundschaft und Erwachsenwerden.

Die Originalmusik ist auf dem Soundtrack-Album von fandango-Records unglücklich zwischen einer Vielzahl von alternativen Pop-/Rock-Songs verteilt, aber immerhin knappe 27 Minuten lang. Hierbei handelt es sich um eine der bislang schönsten und ansprechendsten Arbeiten des Komponisten, der sich deutlich gereift präsentiert. Mit einem kleinen Streicher-Ensemble, Klavier, Gitarre, Saxophon und Xylophon beginnt die Musik zunächst klassizistisch. Erst später treten poppige Schlagzeugrhythmen und mittels Soli von Violine und Klarinette Klezmer-Einflüsse hinzu. So entwickeln sich reizvolle Stimmungen zwischen lakonischer Melancholie und ansteckender Lebensfreude.

Die beiden poppigen Stücke („il monde è storto“,“Lo Torre e dritta“) brechen der Musik nicht das Rückgrat, sondern greifen das schöne Hauptthema auf und präsentieren es in einer lebendigen Variante, die sich reibungslos in den Fluss der Komposition einfügt. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Instrumentierung mit Hammond-Orgel, Gitarre und Violine einigen Pfiff besitzt.

Giuliano Tavianis Ora o mai più gefällt als warmherzige, lyrische Komposition mit ansprechendem Hauptthema und einer trotz kleiner Besetzung detailfreudigen sowie abwechslungsreichen Orchestrierung. Neben Primo Amore handelt es sich bei der Musik um die schönste der jüngsten fandango-Veröffentlichungen.