The Guys – Mychael Danna

Veröffentlicht von

Dass der Schrecken der Anschläge vom 11. September 2001 auch eine Verarbeitung im Kino zur Folge haben würde, war nur eine Frage der Zeit. Am eindrucksvollsten gelang dies bislang 11’09’01 (2002), einer Sammlung von Episoden aus verschiedenen Ländern, die eine vielfältige, kritische und differenzierte Reflexion auf die Ereignisse bot. Davon scheint der neue Spielfilm The Guys (Regie: Jim Simpson) weit entfernt zu sein. Pathetisch besungen wird hier das Heldenlied auf die mutigen Feuerwehrleute, die im Einsatz in den Türmen ihr Leben riskierten und in vielen Fällen auch verloren.

Erzählt wird nach wahren Begebenheiten die Geschichte eines Feuerwehrmanns, der im Gespräch mit einer New Yorker Journalistin die Ereignisse und den Verlust der Kameraden zu verarbeiten sucht. Ohne den Einsatz der Männer schmälern zu wollen, ist dies vermutlich die am wenigsten interessante Geschichte, die man über den Anschlag erzählen kann. Während der die Tat motivierende Hass nach wie vor kaum aufgearbeitet wurde, scheint The Guys allein Patriotismus und Heldentum zu propagieren. Damit wird das tragische Schicksal der Feuerwehrleute beschämend ausgenutzt – ganz im Sinne eines tränenheischenden und regierungskonformen Melodrams. Offenbar hatten selbst die US-Zuschauer genug von so viel verzerrter Wirklichkeit und ließen den Film an der Kinokasse floppen. Ein ähnliches Schicksal scheint der Produktion auch hierzulande – gerade im derzeit US-kritischen Klima gewiss.

Kurios erscheint bei einem solchen problematischen Film, dass erneut der weltmusikerfahrene Mychael Danna die Musik komponiert hat. Schon bei 8mm fragte man sich als Hörer, ob dem Komponisten die bizarre Assoziation Pornogeschäft & arabische Folklore gefallen haben dürfte. The Guys wirft ähnliche Fragen auf. Hat dem kulturell vielseitig erfahrenen Danna die einseitige Weltsicht des Dramas wirklich gepasst? War es nur eine Auftragsarbeit von vielen?

Sei es drum. Wie schon bei 8mm hat er auch bei The Guys eine insgesamt ansprechende Filmkomposition geschaffen. Themengemäß handelt es sich um eine intime, introvertierte und auch recht spröde gehaltene Musik. Die Trauer des Feuerwehrmanns findet in der schwermütigen und feierlichen Komposition ihre Entsprechung. Dementsprechend ist auch die Besetzung – hauptsächlich bestehend aus Streichern, Holzbläsern und Klavier – klein. Mit Klavieretüden, an Philip Glass erinnernde Minimalismen (Are you Ok?) und dem konzertanten Gegenüberstehen von Klavier mit Klarinette bzw. Oboe erzeugt Danna eine gleichförmige Stimmung, die erst im optimistischen Follow me, in dem ein einfacher Trommelrhythmus hinzutritt, aufgebrochen wird. Zu einer pathetischen Hymne für die Gestorbenen wird das auf dem Dudelsack gespielte Traditional The Dawning of Day. Eingerahmt wird die Musik durch die von Mary Fahl gesungene Variante des Liedes.

Insgesamt ist Mychael Danna eine einfach gehaltene, aber effektvolle Partitur gelungen. Vermutlich gelingt ihm mit ihr das musikalische Gedenken besser als dem misslungenen Film selber. Und wenn Engagements wie The Guys Danna in Zukunft auch weiterhin kleine Projekte wie Ararat (2002) annehmen lassen, sei ihm diese unglückliche Projektwahl verziehen.