The Film Music of Richard Rodney Bennett

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Als Peter Ustinov alias Hercule Poirot sich 1974 im Orientexpress auf Mordsuche begab, wurde die Fahrt des Zuges kongenial von einem romantischen Walzer untermalt. Dieses berühmt gewordene Thema der oscarnominierten Partitur stammt aus der Feder des Engländers Richard Rodney Bennett, dem der Dirigent Rumon Gamba die neueste Ausgabe der Chandos-Filmmusikreihe gewidmet hat.

Bennett ist ein unglaublich vielseitiger Komponist, der ebenso wie seine berühmten britischen Kollegen Bax, Bliss und Arnold gleichermaßen für den Konzertsaal wie für das Kino geschrieben hat. Neben drei Sinfonien und einer Vielzahl von Orchesterwerken ist er der großen Leinwand stets treu geblieben. Seine ersten Sporen verdiente sich Bennett Anfang der 50er Jahre mit Werbefilmen für die Industrie. Doch schnell vertonte er auch Spielfilme und begann seine Laufbahn als Komponist klassischer Musik.

Die großartige Musik der spannenden Agatha Christie-Verfilmung Mord im Orientexpress, hier in einer elfminütigen Suite vertreten, ist die erste von insgesamt sechs Filmmusiken, die Gamba mit der BBC Philharmonic für diese CD neu aufgenommen hat. Neben der folkloristisch angehauchten Partitur zu Far From the Madding Crowd (1967) mit ihrem wunderschönen Liebesthema, wird das Historiendrama Lady Caroline Lamb (1972) mit einer zweisätzigen Elegie für Bratsche und Orchester präsentiert. Nicht zuletzt das virtuose Spiel des Solisten Philip Dukes macht dieses Stück zu einem delikaten Vergnügen.

„Nicole’s Theme“ aus dem Fernsehmelodram Tender is the Night zeigt Bennett hingegen von einer jazzigen Seite. Doch die folgende, knapp zwanzigminütige Suite aus der Merchant-Ivory-Produktion Verzauberter April von 1991 kehrt zu den romantischen Klängen der vorigen Stücke zurück. Die filigrane Tonschöpfung ist atmosphärischer gehalten und lebt von transparenten Klängen von Harfe, Glockenspiel und Holzbläsern. Auch hier ist dem Komponisten ein zartes, lyrisches Hauptthema gelungen, welches in schönen Soli der Violine erklingt.

Den Abschluss der Einspielung bringt ein Ausschnitt aus Vier Hochzeiten und ein Todesfall, dem wohl bekanntesten Film, den Bennett in den 90er Jahren vertont hat. Insgesamt ist auch dieses Komponistenporträt eine vorzügliche und überaus willkommene Einspielung. Es ist schade, dass bislang nur so wenige Aufnahmen mit Musik von Richard Rodney Bennett auf Tonträger veröffentlicht wurden. Umso mehr Dank gebührt dieser Chandos-Produktion, die hoffentlich eine baldige Fortsetzung finden wird.