Pars Vite et Reviens Tard – Patrick Doyle

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Mit dem im Paris spielenden Thriller Die Saat des Todes (Pars vite et reviens tard) geht die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Patrick Doyle und dem französischen Regisseur Régis Wargnier nach Indochine, Eine französische Frau, East to East und Man to Man bereits in die fünfte Runde. Boten diese Vertonungen Doyle viel Raum für schwelgerische Melodienpracht, geht es bei Pars vite et reviens tard themengemäß ungleich düsterer und spröder zu. Schließlich handelt der routinierte Mistery-Krimi von einem Serienmörder, der die Wiederkehr der Pest im modernen Paris verspricht. Beim Hören der rund vierzigminütigen Komposition kommt deshalb nicht von ungefähr Doyles ähnlich gelagerte Spannungsmusik zum Mafiadrama Donnie Brasco mit Al Pacino und Johnny Depp in den Sinn.

Doch so richtig begeistern kann der neue „Doyle“ nicht. Der Schotte hat dafür eine zu verhaltene, primär auf den Filmbezug ausgerichtete Vertonung geschaffen. Sein melodisches Talent kommt hier kaum zur Entfaltung, wird immer wieder durch funktionale Spannungsuntermalungen in den Hintergrund gedrängt. Zumindest ist ihm ein mysteriös wirkendes Hauptthema (vom Klavier gleich im ersten Stück vorgestellt) gelungen, das gekonnt variiert wird und die Komposition in wechselnder Instrumentierung (u.a. Klavier, Streicher, Holzbläser) durchzieht. Doch leider stehen dem die monotonen Suspense-Passagen gegenüber, denen mit simplen Streicher-Ostinati, legato-Spiel der Blechbläser und zum Teil hämmernder Perkussion ein merklicher Hang zur Statik anhaftet. Doch das ist nicht das einzige Manko: Auch konzeptuell wirkt die Musik zerfahren: im letzten Drittel setzt Doyle Elemente afrikanischer Folklore (Rhythmik, Kindergesang) ein, deren Verwendung ohne Filmbezug allein unmotiviert wirkt. Zusätzlich verwässern einige elektronische Spielereien den Gesamteindruck. Und zu allem Überfluss sind selbst die wenigen lyrischen Akzente uninspiriert geraten: Zeichneten zuletzt Wah Wah noch recht schöne Klavierpassagen aus, entlockt Doyle dem Instrument hier nur schlicht repitierte Motive.

So bleibt Pars vite et reviens tard unterm Strich eine kurzatmige, spröde Vertonung, die zu den wenigen schwachen Arbeiten des Komponisten zählt. Das ist besonders schade, da Patrick Doyle diese Musik erneut mit dem renommierten London Symphony Orchestra (freilich in kleiner Besetzung) einspielen durfte. Die Möglichkeiten des edlen Klangkörpers bleiben jedoch aufs Sträflichste ungenutzt. Über eine durchwachsene Routinearbeit kommt diese Doyle-Musik leider nicht hinaus.