The Fountain – Clint Mansell

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Vor sechs Jahren sorgte der damals 37jährige Filmkomponist Clint Mansell mit seiner ambitionierten Filmmusik zu Requiem for a Dream für Furore. Mit einer elektrisierenden Fusion aus elektronischen Klangdesign und dem Spiel des renommierten Kronos Quartet schuf der Brite eine faszinierende Vertonung für das eigenwillige Drogendrama von Darren Aronofsky. Eine Suite dieser Arbeit gehört seitdem zum Stammrepertoire auf Konzerten des Kronos Quartets. Viel größere Popularität erhielt die Musik jedoch, als ein Ausschnitt mit Chor für einen der ersten Herr der Ringe-Trailer verwendet wurde. 2006 hat sich das Team um Aranovsky, Mansell und Kronos Quartet nun für den neuesten Film des Independent-Regisseurs abermals zusammengefunden: das Experimentaldrama The Fountain. Mit an Bord ist dieses Mal die schottische Rock- und Ambientband Mogwai, die vor kurzem die Fußalldoku Zidane über den umstrittenen französischen Nationalspieler vertont hat.

The Fountain setzt die mit Requiem for a Dream stilistisch eingeschlagene Richtung konsequent fort. Auch hier erklingt eine Fusion aus dem mit Minimalismen versetzten Streicherspiel des Kronos Quartet und einem elektronischen Sound-Design, wobei gelegentlich auch ein kleiner Chor zur Besetzung tritt. Dazu kommt wie erwähnt Mogwai. Die Experimentalrocker fügen u.a. Schlagzeug und E-Gitarre hinzu. Wer nun einen Stilmischmasch erwartet, liegt falsch: Noch mehr als Requiem for a Dream ist The Fountain eine überraschend homogene, auf ein 3-Noten-Motiv als Basis konzentrierte Komposition, in der Mansell diesem einfachen, aber sich im Ohr einprägenden Thema in ihren ständigen Repetitionen immer neue Facetten und Nuancen abgewinnt. Das liegt vor allem daran, dass das vielfältig gestaltete elektronische Fundament raffiniert mit dem Spiel der Streicher kontrastiert und nicht wie in vielen Musiken dieser Tage allein als trendiges Gimmick auftritt. Als nette Klammer erweisen sich zudem Eröffnungs- und Endstück der Musik, in dem das Klangkonzept effektvoll auf Klavier und Streicher reduziert wird.

The Fountain bietet ein intensives, atmosphärisch brillantes, mitunter aber auch leicht sprödes Hörerlebnis. Schnell stellt sich wieder die trance-artige, hypnotische Wirkung ein, die bereits Requiem for a Dream auszeichnete. Auch wenn sich an den gebotenen Minimalismen einmal mehr die Geister scheiden werden, handelt es sich um eine lohnende Komposition mit schillernden Klangwirkungen, die das Team um Clint Mansell hier auf die Beine gestellt hat. Im oftmals standardisierten Filmmusik-Alltag des Kinojahres 2006 ist das eine wahre Wohltat und einer der wenigen Höhepunkte überhaupt.