Gus van Sants Filmbiographie Milk über den schwulen amerikanischen Bürgerrechtler und Aktivisten Harvey Milk gehörte zu den Kritikerlieblingen des Kinojahrgangs 2008 und wurde folgerichtig gleich achtmal für den Oscar nominiert. Darunter befand sich auch die Filmmusik von Danny Elfman, der mit Milk ein arbeitsames Kinojahr erfolgreich abschloss. Seine Musik zum 70er Jahre Drama präsentiert sich überraschend vielgestaltig und kontrastierend zum ernsten Thema alles andere als spröde: Munter vermischt er warmherzige Americana, Minimalismen im Stile von Philip Glass mit rhythmischen Klangkollagen, Klassizismen und fröhlichen Chorälen. Garniert wird das lebhafte Potpourri hier und da mit ruhigem Klavierspiel sowie Soli von Gitarre und Saxophon. Auf diese Weise entwickelt sich ein so unterhaltsames wie breit gefächertes Klangpanorama. Allerdings geht das stilistische Abwechslungsreichtum zwangsläufig auf Kosten der kompositorischen Kohärenz.
Tatsächlich liegt darin wohl Stärke und Schwäche der Musik zugleich. Zwar funktioniert diese auf allen Ebenen fast gleichermaßen gut und trägt stets die Handschrift des Komponisten. Andererseits droht sie mitunter doch ein wenig zu zerfasern. Das dies dann doch nicht in einem schädlichen Ausmaß passiert, liegt an den reizvollen melodischen Einfällen, die Elfman geschickt durch das Orchester trägt, allen voran das lyrische-warme „Harvey’s Theme“ – zugleich auch Hauptthema der Vertonung. Ein besonders drolliger Einfall ist Elfman mit der Musik für die Anti-Homosexuellen-Bewegung gelungen: Mit den Chorälen verweist er auf seine beliebten Fantasy-Musiken für die Filme Tim Burtons und damit die intoleranten Vorstellungen der Konservativen dorthin, wo sie hingehören – nämlich ins Reich der Märchen. Es ist am Ende diese leise, hintergründige Ironie, die in der Musik zu Milk immer wieder Glanzlichter setzt und diese damit ein Stückchen über die zuletzt doch etwas stereotyp anmutenden Action- und Kinderfilm-Musiken des Komponisten hebt.