Um den perfekten Banküberfall geht es in Spike Lees neuem Film Inside Man – ein raffinierter Heist-Thriller mit bissigen politischen Seitenhieben auf die gesellschaftspolitische Situation im gegenwärtigen Amerika. Lees Haus- und Hofkomponist Terence Blanchard (A Caveman’s Valentine) hat dazu eine spritzige Filmmusik komponiert, die auf elegante Weise Elemente aus Jazz, Blues und Pop mit orchestralen Teilen verbindet. Darum tritt neben der Hollywood Studio Symphony ein kleines Jazz-Ensemble (bestehend aus Trompete, Saxofon, Bass, Klavier und Schlagzeug) in Erscheinung. Verstärkt werden die akustischen Kräfte durch dezente synthetische Einschübe.
Basis der Komposition bilden eine 3-notige Fanfare, die gleich in den ersten Takten der CD prominent in den Bläsern erklingt, sowie ein lakonisches Jazz-Thema („Food Chain“). Blanchard trägt beide geschickt durch die verschiedenen Stile und Instrumentgruppen und findet auch einige nette Variationen, um möglichen Ermüdungserscheinungen vorzubeugen. Es macht Spaß zu hören, welche vielseitige Facetten er seinen Themen abgewinnt und wie fließend er sie von den orchestralen Parts in die stärker jazz-geprägten überträgt. Besonders reizvoll ist das klassizistische Streichquartett in „Nazis pay to Well“, in dem auf faszinierende Weise Themen und Nebenmotive der Partitur verschmelzen. Eine sympathische Hommage an Jerry Goldsmith gelingt dem Komponisten mit einem ausgewiesenen Patton-Zitat (die Trompeten-Tremoli) in „Hostage Takedown“. Und der Bollywood-artige Song „Chaiyya Chaiyya Bollwood Joint“ von AR Rahman (Water) sowie Panjabi MC setzt einen mitreißenden Schlusspunkt, der in Partikeln bereits die Hauptthemen erahnen lässt. Kein Wunder: das Lied erklingt im Film bereits über der Titelsequenz.
Ein vielseitiges, ungemein unterhaltsames Album also. Leider bleiben die zahlreichen Stücke aber viel zu kurzatmig, um eine echte dramaturgische Entwicklung zu erlauben. So kompetent Arrangements und Variationen sind: Kaum ein Stück geht über zwei Minuten. So will bei aller Kurzweil leider kein völlig überzeugendes Ganzes entstehen. Damit ist Blanchards Inside Man zwar immer noch eine pfiffige wie elegante Filmmusik, bleibt insgesamt aber etwas hinter den Möglichkeiten zurück. Allzu streng sollte man diese Einwände jedoch nicht nehmen. Denn bei aller Kritik besitzt die Komposition genügend Qualitäten, um sich vom sonst im Genre üblichen Einheitsbrei wohltuend abzuheben.