James Newton Howards Zusammenarbeit mit Hans Zimmer bei Batman Begins hat offenbar ihre Spuren hinterlassen: Bei seiner neuen Abenteuermusik zum Actiondrama Blood Diamond um die Hatz nach Diamanten vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs-erschütterten Sierra Leone Anfang der 90er-Jahre präsentiert der Amerikaner nämlich eine rhythmisch durchstrukturierte Vertonung, die in ihrer Fusion aus afrikanischem Kolorit (Chorgesänge, Vokalisen sowie Trommeln), modernen Sounds (Drumbeats, E-Gitarre) sowie dem Spiel eines 90-köpfigen Orchesters stark an eine Mischung aus Zimmers Black Hawk Down, The Power of One und Tränen der Sonne erinnert. Doch wo Zimmers Musiken durch die hohe Anzahl beteiligter Komponisten oftmals zerfasern, hat Howard einen sehr kraftvoll-dynamischen Vertonungsansatz gefunden, der trotz der genannten Querbezüge überraschend frisch wirkt.
Seine Komposition wirkt homogener, ist letztlich stimmiger zwischen vorantreibender Action-Rhythmik und ruhigen, atmosphärischen Passagen ausbalanciert. Das Afrika-Kolorit (davon zeugen auch die drei zeitgenössischen Afrikanischen Popsongs am Ende der CD) orientiert sich an gegenwärtigen Musiktrends des Kontinents. Es ist geschickt in das wuchtige, moderne Action-Scoring James Newton Howards eingebettet und dennoch vielfältig gestaltet: Vokalisen des vom Weltmusik-Sektor bekannten Senegalesen Youssou N’Dour, das obligatorische Duduk-Spiel (einmal mehr tritt Djivan Gasparyan als Solist in Erscheinung), dazu Oud und Flöten als weitere ethnische Instrumente. Mit einem afrikanischen Kinderchor und den Metro Voices sind gleich zwei Chöre zu hören. Und für exotisches Getrommel sorgt das „Senegalese Drum Ensemble“.
Die Musik befindet sich damit zwar voll im weltmusikalischen Zeitgeschmack, fährt voll auf der poppigen Media Ventures-Afrika-Schiene. Sie tut dies aber auf derart packende und überzeugende Weise, dass man den Vergleich mit den Vorbildern schnell aus den Augen verliert. Die einfachen, aber einprägsamen Themen (ebenfalls im Media Ventures-Idiom) tun dazu ihr Übriges: Blood Diamond ist eine unterhaltsame, attraktive und zugleich zeitgemäße Abenteuermusik. Mit ihr bewegt sich James Newton Howard stilistisch erstaunlich weit von seinen früheren Filmkompositionen weg. Ein nachhaltiger Einfluss Hans Zimmers? Das bleibt abzuwarten. Immerhin arbeitet das Duo aber bei der anstehenden Fortsetzung des Flattermann-Spektakels Batman Begins erneut zusammen.