In David O. Russells brillanter Kriegssatire Three Kings wurde 1999 der Irrsinn des Golfkrieges ebenso unterhaltsam wie kritisch aufbereitet. Dem Filmkomponisten Carter Burwell gelang damals eine dezente, überaus zurückhaltende Annäherung an die fremde Kultur des Irak. Ein raffinierterer Schachzug war die Verwendung abgedroschener amerikanischer Popsongs als Spiegel für die überhebliche Besatzermentalität der Truppen. Drei Jahre später hat Ridley Scott nun einen neuen Kriegsfilm über ein unrühmliches Kapitel der amerikanischen Außenpolitik gedreht. Zwischen 1992 und 1995 wurden in Somalia unter amerikanischer Leitung erfolglos UN-Soldaten eingesetzt, um den dort herrschenden Bürgerkrieg zu beenden.
Scotts Film widmet sich im Speziellen einem Einsatz von US-Eliteeinheiten am 3. Oktober 1993. Diese sollten mehrere Führungsoffiziere des brutalen Warlords Aidid in den Slums von Mogadischu stellen und inhaftieren. Was als kurzer Einsatz geplant war, endete jedoch in einer (für beide Seiten) verlustreichen und blutigen Straßenschlacht. Scott zeigt diesen Krieg in seinem Film allein in einem voyeuristischen Realismus, ohne ihn darüber hinaus zu reflektieren und in den zum Verständnis notwendigen politischen Kontext zu stellen. In diesem Sinne findet zwar keine Verharmlosung der Gewalt statt, doch unterschwellig feiert Black Hawk Down etwas zu sehr die professionellen Eliteeinheiten und ihren aufopfernden Einsatz fern der Heimat. Dabei bleibt die filmische Perspektive stets die der eigenen Truppen. Für die fremde Kultur des ostafrikanischen Staates interessiert sich Black Hawk Down zu keinem Zeitpunkt. Das ist vielleicht das größte Versäumnis der ansonsten technisch aufwändigen Produktion.
Hans Zimmers Vertonung konfrontiert amerikanische und afrikanische Musikkultur. Technoartige Beats und E-Gitarren stehen den Klagegesängen Baaba Maals und ethnischer Folklore gegenüber. Das ungewöhnliche Sounddesign ist durchaus aufwendig gestaltet. Im Media Ventures Studio haben Zimmer und seiner Mitstreiter mit Klangkollagen experimentiert und dazu eine ganze Reihe exotischer afrikanischer Instrumente eingesetzt. Das eigenwillige Konzept erweist sich auf CD allerdings nur bedingt als tragfähig. Der Clash der Kulturen mag im Film eine naheliegende Untermalung sein. Davon losgelöst sind nur die Anteile afrikanischer Folklore wirklich überzeugend. Die monotonen Elektrobeats und die zum Klangdesign tendierenden Passagen ermüden schnell. Es fehlt dem Soundtrack ein durchgängiges Konzept, welches die losen musikalischen Enden verbinden könnte. Zu unterschiedlich sind einige der Stücke. Gerade gegen Ende der CD wird dies besonders deutlich: Da gibt es Streicherlastiges à là Pearl Harbor (2001) zu hören und erklingt kurz darauf eine moderne Version des Folksongs „Minstrel Boy“. Wie schon beim Gladiator (2000) scheint Zimmer Szene für Szene zu denken. Das Ergebnis fällt hier nur leider nicht halb so überzeugend aus.
Den eigenen, im Booklet ausführlich beschriebenen Anspruch, löst das Media Ventures-Team leider nicht ein. Denn so originell und neuartig wie behauptet, ist der Black Hawk Down-Soundtrack keineswegs. Man denke nur an die Filmmusiken zu Apocalypse Now oder den oben bereits erwähnten Three Kings. Die Fusion verschiedener Musikkulturen war darüber hinaus schon des Öfteren das grundlegende Konzept einer Zimmer-Komposition. Deswegen bietet Black Hawk Down eher grundsolide, bewährte Kost als wirklich Neuartiges. Interessant ist die CD aber auch trotz der genannten Unebenheiten. Besonders die folkloristischen Anteile sind attraktive Höhepunkte der Musik. Diese bietet guten Durchschnitt – nicht mehr, aber auch nicht weniger.