The Thorn Birds – Henry Mancini

Die vierteilige Miniserie Die Dornenvögel mit Richard Chamberlain und Rachel Ward gehörte in den 80er Jahren zu den ganz großen Straßenfegern der Fernsehunterhaltung. Ein Millionenpublikum verfolgte die sechzig Jahre umspannende Liebes- und Leidengeschichte der Cleary-Familie, die von Neuseeland nach Australien umsiedelt. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junger Priester, der sich in die Tochter der Familie verliebt und damit einen lebenslangen Konflikt mit sich herumträgt. Musikalisch wurde die melodramatische Seifenoper von einem Mann begleitet, der eigentlich für seine Komödienmusiken bekannt ist: Henry Mancini (1924-1994). Zum zehnten Todestag des mit seinen Arbeiten zum Rosaroten Panther (1963) und Frühstück bei Tiffany (1961) berühmt gewordenen Komponisten hat das Label Varèse Sarabande nun erstmals die nahezu komplette Musik der Dornenvögel auf einer Doppel-CD veröffentlicht.

Die fast zweistündige Partitur zeigt Mancini einmal mehr als Routinier im Komponieren schöner, sacharin-getränkter Melodien. Fast zwangsläufig wird das Klangbild von Streichern, Holzbläsern, Klavier und Harfe bestimmt. Für besonderen Lokalkolorit sorgt der Einsatz eines Dulcimers (ein Volksinstrument aus der Familie der Zithern), Die warmherzigen, aber sehr simpel aufgebauten Themen werden von Mancini ordentlich, aber auch frei von Überraschungen verarbeitet. Die ständige Wiederholung der beiden zentralen Hauptthemen und die generische Untermalung der dramatischen Sequenzen mit unheilschwanger klingenden Streichermotiven führt allerdings zu manchem Leerlauf. Somit ergibt sich über die Gesamtlänge von 105 Minuten ein gefälliges, durch seine Popeinflüsse und Einfachheit aber auch etwas verwässertes und damit nur bedingt interessantes Album.

Die Dornenvögel zeigen, dass nicht jede nach etlichen Jahren wiederveröffentlichte Musik gleich ein Klassiker oder gar Meisterwerk sein muss. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine nette, eingängige Komposition, die für die vielen Fans und Kenner der Serie vor allem nostalgischen Wert besitzen dürfte. Editorisch ist das Schließen dieser filmmusikalischen Lücke erfreulich, aber kaum essentiell. Leider gibt es aber auch einen ärgerlichen und überflüssigen Fehler auf der Doppel-CD: Gleich beim ersten Track mit dem Hauptthema fehlt die Solostimme der irischen Flöte, die beim Abmischen offenbar schlichtweg vergessen wurde. Ein offizielles Statement von Varèse Sarabande zu diesem Mangel erfolgte bislang leider nicht. Dank des fairen Preises und der großzügigen Lauflänge lässt sich der Fehler allerdings verzeihen. Ansonsten steht aber alles zum Besten: Das Booklet bietet einen informativen Abriss zur Produktion, und die Master haben die zwanzig Jahre erstaunlich gut überstanden und klingen überraschend frisch. Somit kann die leichte filmmusikalische Unterhaltung der Dornenvögel dem potentiellen Käufer letztlich doch bedenkenlos empfohlen werden.