The Perfect Storm – James Horner

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Der Sturm ist die Bestsellerverfilmung des dokumentarischen Romans von Andreas Junger, in dem das tragische Schicksal des Fischkutters Andrea Gail geschildert wird. Das Schiff sank 1994 bei einem Jahrhundertunwetter vor Neufundland samt seiner Besatzung. Als die von James Horner geschriebene Filmmusik zum amerikanischen Filmstart veröffentlicht wurde, begann unter Fans und Kritikern erneut die übliche Horner-Debatte. Wieder einmal wurde dem Titanic-Komponisten Selbstplagiat und mangelnde Originalität vorgeworfen. Einige positive Besprechungen widersprachen dem zwar vehement, mussten aber ebenfalls einräumen, dass The Perfect Storm kaum zu Horners besten Arbeiten zählt.

In der Tat wird die sinfonische Komposition allen Kennern von Titanic oder Legenden der Leidenschaft reichlich vertraut vorkommen. In der Orchestrierung und ihrer Dramaturgie orientiert sie sich deutlich an den offensichtlichen Vorbildern und klingt dadurch bisweilen ein wenig stereotyp. Vor dem Fall in die Mittelmäßigkeit retten die Partitur zwei wunderschöne Themen, die Horner sich hat einfallen lassen: Das erste, eine dynamische Ouvertüre mit E-Gitarrenbegleitung untermalt das Auslaufen des Schiffes. Das zweite sehr melancholische Thema wird von Streichern und sanften Bläsern gespielt und vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Versöhnlichkeit. Beide werden in dem gelungen knapp zehnminütigen „Coming Home From The Sea“ nach einer ruhigen Gitarreneinleitung vorgestellt, allerdings im Verlauf der Musik unzählige Male wiederholt. Horners Umgang mit diesem Themenmaterial ist routiniert und handwerklich ordentlich, bleibt dabei aber frei von Überraschungen.

Die große Schwäche der Komposition zeigt sich dann im dramatischen Material, welches kaum eine Verbindung zum Thema „Sturm“ erkennen lässt. Die überlange Einspielung von Sony Classical erzeugt schnell Langeweile und erfordert das Programmieren des CD-Spielers. Der obligatorische Song, eine weitere Adaption des überstrapazierten Hauptthemas, wird von John Mellencamp gesungen und bringt die insgesamt durchwachsene Musik zum Abschluss. The Perfect Storm überzeugt durch seine tollen Themen, die zu den besten des Jahres zählen, bietet dem Hörer aber leider zu wenig Abwechslung. Wolfgang Petersens Film hätte sicher die Gelegenheit zu einer großen sinfonischen Partitur geboten. Angesichts der Möglichkeiten eines James Horners muss man deshalb wohl von einer kleinen Enttäuschung sprechen.