Shade – Christopher Young

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„Shade“ – das ist der amerikanische Slangbegriff für ein Täuschungsmanöver unter Spielern. Und genauso heißt auch der Film von Damian Nieman, der den Zuschauer in die Unterwelt des illegalen Glückspiels in Los Angeles entführt. Die Musik zum Zockerfilmchen mit Sly Stallone und Melanie Griffith in den Hauptrollen, der später im deutschen Fernsehen unter dem Titel Heißes Spiel in Las Vegas lief, wurde ursprünglich von Christopher Young komponiert. Doch mit der Vertriebsentscheidung, den Film nicht in die Kinos zu bringen, wurde auch die Arbeit Youngs abgelehnt und durch Musik von James Johnzen ersetzt. Die zweite CD der Signature Reihe von Intrada gab 2004 interessierten Hörern erstmals die Gelegenheit, Youngs Arbeit zu entdecken. Bei Shade konnte Young wie schon bei Rounders auf seine Erfahrung als Jazz-Schlagzeuger zurückgreifen. Dementsprechend verzichtet seine Vertonung komplett auf jegliche Sinfonik und bietet stattdessen eine lose Ansammlung von im Retro-Stil der 60er und 70er Jahre gehaltener Jazzstücke, die ohne Dramaturgie oder Querbezüge miteinander verbunden sind. Der musikalische Retrolook geht so weit, dass Young Keyboards der damaligen Zeit (Fender Rhodes, Wurlitzer Piano, Clavinet und Hammond B3 Orgel) eingesetzt hat, um die Musik möglichst wie eine Jazzplatte der 70er Jahre klingen zu lassen.

Dieses Unterfangen kann als geglückt bezeichnet werden, denn es macht durchaus Spaß den funkigen Grooves vergangener Tage zuzuhören. Christopher Young hat für diese Art Jazz durchaus ein Händchen und verfolgt sein Vertonungskonzept mit beachtlicher Konsequenz (im Gegensatz etwa zu David Homes bei der Ocean…-Reihe von Steven Soderbergh). Andererseits lässt sich natürlich einwenden, dass Shade musikalisch nichts bietet, was nicht auf einschlägigen LPs und CDs bereits zigfach in ähnlicher Form verfügbar wäre. Dieser Einwand kommt umso mehr zu tragen, als dass die limitierte CD längst ausverkauft ist. Am sympathischen Eindruck der Musik ändert dies freilich aber nur wenig.