Hannibal – Hans Zimmer & Patrick Cassidy

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Ganze neun Jahre hat es gedauert bis Erfolgsautor Thomas Harris das Schweigen der Lämmer gebrochen und seine Fortsetzung des Romans veröffentlicht hat. Hollywood machte sich sofort an die Verfilmung und so kam mit Hannibal nur ein Jahr später die langersehnte Adaption des Buches in die Kinos. Wieder verkörpert Anthony Hopkins seine Paraderolle des Hannibal Lector. Den Part seiner Kontrahentin Clarice Starling übernahm Julianne Moore. Sie sprang damit für Jodie Foster ein, die eine Mitwirkung im Sequel abgelehnt hatte. Regie führte Ridley Scott, der 2000 mit seinem Gladiator-Epos (2000) für gefüllte Kinos gesorgt hatte. Das Ergebnis stieß auf geteilte Meinungen: Für die einen eine spannende Fortsetzung, ist Hannibal für die anderen ein schön bebilderter Film, der seine Dramatik allein aus unappetitlichen Ekelszenen bezieht.

Nach dem Erfolg des Gladiator-Soundtracks war es naheliegend, Hans Zimmer auch für die Vertonung des Psychothrillers zu verpflichten. Howard Shore (The Cell, Herr der Ringe) hatte für das Original eine düstere, meditative Tonschöpfung komponiert. Im Gegensatz dazu ist die Partitur, die Hans Zimmer zusammen mit Klaus Badelt und Patrick Cassidy für Hannibal entworfen hat, abwechslungsreicher geraten. Melancholische Streicher, Cellosoli und Knabenchor bieten eine Reihe schöner Momente wie zum Beispiel im elegischen Dear Clarice oder in den langgezogenen Streicherlinien in To every captive Soul. Dazwischen gibt es auch langatmige düstere Untermalung (z.B. Avarice), die von elektronischen Samples durchzogen ist und sehr stereotyp wirkt.

Ärgerlicherweise werden gerade einige der besten musikalischen Passagen von störenden Anthony Hopkins-Monologen überlagert, und büßen so viel von ihrer Wirkung ein. Für den einzigen echten Höhepunkt sorgt am Ende überraschend der Media Ventures-Mitstreiter Patrick Cassidy mit einer traumhaft schönen Opernarie, deren Libretto Dantes La Vita Nuova entstammt. Doch dieser feine Schlusspunkt kann die ärgerliche Zusammenstellung nicht mehr retten. Hans Zimmers Beitrag wirkt manchmal wie ein halbfertiges, unter großem Zeitdruck fertiggestelltes Produkt. Die Dialoge und die zum Teil sehr konventionelle Untermalung tun dazu ihr übriges: Hannibal ist insgesamt eine filmmusikalische Enttäuschung und dürfte selbst für Zimmer- oder Gladiator-Fans nur mit Vorsicht zu genießen sein.