„Dieser Score ist anders als alles, was ich bislang gemacht habe.“ Liest man diese Aussage in der Pressemitteilung zu Christopher Youngs neuer Musik zur Marvel Comic-Verfilmung Ghost Rider um einen Superhelden auf dem Motorrad und hört dazu die Musik, weiß man nicht, ob man nun lachen oder weinen soll. Tatsächlich ist die Einstufung des Komponisten nicht falsch. Der Ghost Rider ist wirklich einmal ein ganz anderer Stoff für ihn. Leider bewegt sich Young mit seiner Musik aber viel stärker in die Gefilde der krawalligen Action-Vertonungen eines Brian Tyler (The Fast & The Furious etc.), als den meisten Hörern wirklich lieb sein wird. Mit großem Orchester & Chor, den von zwei Nine Inch Nails-Mitgliedern gespielten E-Gitarren und viel Schlagwerk ist der Ghost Rider musikalisch vor allem ein kühle, bombastische Mischung aus Industrial-Sounds und einer überbordenden Action-Sinfonik, wie man sie aus zahlreichen ähnlichen Genre-Musiken der letzten Jahre zu genüge kennt.
Christopher Young ist zweifellos im Umgang mit Orchester & Chor versierter als es ein Brian Tyler ist, und mitunter hört man dies auch dem Ghost Rider an – etwa im stakkato-artigen lateinischen Choral des Schluss-Stücks „The West was built on Legends“. Doch insgesamt spielt dieser Umstand keine große Rolle. Die Musik muss offenbar ständig gegen die Action-Handlung anspielen und ist deshalb bis auf wenige Momentaufnahmen entsprechend grobschlächtig gehalten. Das hat wiederum zur Folge, dass Young mit einfachen, wie blassen Themen arbeitet und monotone Schlagzeug-Rhythmen und laute Crescendi von Orchester und Chor geradezu beliebig aneinander reiht. Selten einmal gibt es Ruhepausen, in denen dann einfache Gitarren-Akkorde oder atmosphärische Streichermelodik erklingen. Das alles passt sicher zu einem offensichtlich kruden und hohlen Action-Spektakel wie es der Ghost Rider ist und dürfte Fans von Industrial Rock durchaus ansprechen. Rein kompositorisch gesehen handelt es sich jedoch um ein blasses, standardisiertes und letztlich austauschbares Genreprodukt.