Elizabeth – The Golden Age – Craig Armstrong & AR Rahman

Zu Kostüm- und Historienfilmen gibt es selten Fortsetzungen. Und so ist es zweifellos etwas Besonderes, dass der indische Regisseur Shekhar Kapur zu seinem siebenfach Oscar-nominierten Drama Elizabeth (1998) mit Cate Blanchett in der Hauptrolle der berühmten britischen Monarchin einen Nachfolger inszenieren durfte. Die Handlung von Elizabeth – Das goldene Zeitalter (Deutscher Kinostart war der 14.12. 2007) knüpft mit einem Zeitabstand von fast drei Jahrzehnten an die Handlung des ersten Filmes an und widmet sich dem Krieg zwischen England und Spanien sowie Englands Aufstieg zur Seemacht.

1998 wurde David Hirschfelder für seine düstere Vertonung mit einer Oscar-Nominierung belohnt. 9 Jahre später hat das Duo Craig Armstrong und AR Rahman das musikalische Zepter übernommen. Mit ihnen ist nun auch die Vertonung von Kostümfilmen endgültig im Reich gegenwärtiger Media Ventures-Stilismen und -Produktionsmethoden angekommen. Dabei setzten sie das Elizabeth-Sequel mit großen Aufwand in Szene: Es spielt ein üppig besetztes Orchester, dazu intonieren die Metro Voices mal raunende mal stakkatorartige Choräle und auch der dieser Tage im Filmgeschäft häufig anzutreffende Sologesang in Form von wortlosen Vokalisen und Sopranstimmen kommt zum Einsatz. Dazu verwenden Armstrong und Rahman ein mehr oder weniger exotisches Instrumentarium: von der Spanischen Gitarre bis hin zum eher deplatzierten, aber dafür umso mehr im Trend liegenden Armenischen Duduk. Zu allem Überfluss mag Armstrong auch nicht auf die für einen Filmstoff wie diesen besonders anachronistisch erscheinende Klangsynthetik verzichten, die das ein oder andere Mal als Fundament für das Spiel des Orchesters dient.

So ist es trotz zum Teil recht gefälliger Soli von Violine und Cello ein bestenfalls pseudo-historisches Flair, das hier erzeugt wird. Es erstaunt, wie wenig sich die beiden Komponisten um einen auch nur ansatzweise auf die Epoche zugeschnittenen Musikeinsatz bemüht haben. Dabei fällt einmal mehr auf, dass Armstrong ein Filmkomponist ist, der hauptsächlich Stimmungen auslotet, ohne sich sonderlich um eine traditionelle Musikdramaturgie oder den zeitlich-örtlichen Kontext der Handlung zu kümmern. Dieser Umstand lässt seine Musiken immer wieder austauschbar wirken. So auch hier. Wenn z.B. in „Immensities“ elegische Streicherharmonien das Liebesthema vorstellen, könnte dieses Stück genauso gut aus Moulin Rouge oder Romeo & Julia (1996) stammen. Und wenn der Brite die Schlachtszenen mit Schlagwerk und Streicherostinati unterlegt (z.B. in „Battle“), sind die Vertonungskünste Hans Zimmers & Konsorten wahrlich nicht weit. Allein mit der luftigen Ouvertüre („Opening“) gelingt Armstrong ein halbwegs attraktiver Einstieg in die Komposition.

Auch thematisch bleibt diese trotz verschiedener Einfälle eher schwachbrüstig: Das bereits erwähnte Liebesthema ist zwar passabel, bleibt aber kaum im Gedächtnis haften, so sehr erinnert es an frühere Armstrong-Arbeiten. Ähnliches gilt für das Schicksalsthema („Destiny Theme“), eine einfache, heroische Streichermelodie. Das „Divinity Theme“ erweist sich dazu allein als rein atmosphärische Vokalise. Es versteht sich von selbst bei Armstrong, dass diese melodischen Einfälle kaum Variation oder Entwicklung erfahren. So gerät Elizabeth – The Golden Age zu einer Komposition der Oberflächenreize (offenbar wurde im Tonstudio kräftig am Computer nachbearbeitet und geglättet). Nicht zuletzt durch den Einsatz von Klangsynthetik (z.B. die rhythmische Gestaltung in „Horseback Address“) und viel Hall entsteht ein sehr künstlich anmutendes Klangbild. So lässt die Komposition (bei der A.R. Rahman offenbar nur ein paar seltsam anmutende Orientalismen beigesteuert hat, derart omnipräsent ist die Klangsprache seines Kollegen) den Hörer ziemlich ratlos zurück. Man mag loben, dass hier ein anderes Vertonungskonzept gewählt wurde, als im Kostümfilmgenre allgemein üblich. Zu einer überzeugenden Komposition wird Elizabeth – The Golden Age deshalb aber noch lange nicht.