„Schools out for Summer“ an einem französischen Gymnasium: Während die Kinder so schnell wie möglich aus der Schule strömen, lässt sich der Musiklehrer Gaspard, der eben noch seiner Klasse Unterricht gab, im Schulgebäude einsperren. Kurz darauf treffen fünf seiner ehemaligen Schulfreunde ein. Der Anlass ist ein trauriger: Gaspards Zwillingsschwester Juliet ist nach einem Autounfall gestorben. Kurz vor ihrem Tod hat sie in einem Abschiedsbrief den finalen Wunsch geäußert, dass sich ihre alte Clique noch einmal in der Schule zusammenfinden möge, um alte Zeiten wieder aufleben zu lassen. Und so schwelgen die sechs in Erinnerungen, trinken Wein, musizieren und tanzen. Es sind bittersüße Tage im Zeichen tiefer Trauer. Gleichzeitig fallen die ehemaligen Schulkameraden schnell in alte Gewohnheiten zurück, spielen sich im leeren Schulgebäude gegenseitig Streiche, diskutieren und geraten schließlich aneinander.
Pablo Cotten und Joseph Rozé leisten in Eternal Playground – La Récréation de Juliet eigentümliche Trauerarbeit. Ihnen ist dabei ein genauso leichtfüßiger wie bittersüßer Ensemblefilm gelungen. Über allem weht hier ein Gefühl von sanfter Melancholie. Denn die vergangenen Tage werden, so viel ist offensichtlich, nie wiederkehren. Das klingt nach Filmmagie. Doch leider will sich genau die nicht so recht einstellen. Zu oberflächlich bleiben dafür die Charakterzeichnungen, zu unreif und verantwortungslos ist das Verhalten der sechs Freunde, die sich im Grunde auch nur wenig zu sagen haben. Wenn im letzten Drittel zu allem Überfluss die Schule in Brand gerät und der dafür verantwortliche Gaspard von den anderen durch eine Scharade vor der Polizei gerettet wird, dann soll dies irgendwie lustig wirken. Doch der sinnlose Vandalismus und die Weigerung, dafür Verantwortung zu übernehmen, machen die Figuren nicht gerade sympathisch. Gleichzeitig gibt es einen Twist im letzten Drittel, der zwar zunächst überrascht, aber retrospektiv doch einige Drehbuchlücken offenbart (warum ausgerechnet die Schule als Treffpunkt ausgewählt wurde oder warum Juliet, aus dem Off die Dinge sagt, die sie sagt).
Dass Eternal Playground nicht sonderlich gut funktioniert, liegt zum Teil auch an der Retro-Filmmusik der angesagten Indieband Kids Return, die an französische Filmkompositionen im Easy-Listening-Stil der 70er und 80er-Jahre anknüpft. Diese Erinnerung an alte Zeiten klingt hier jedoch meist sentimental, anstatt das Lebensgefühl der Clique treffend einzufangen. Ein ums andere Mal trägt die Band auch viel zu dick auf wie bei der kindlichen Spieluhrmusik im Générique Debut oder den gesäuselten Le chant de Louise (gesungen von Noée Abita), die sich in manierierter Rührseligkeit verlieren. Doch es ist nicht ausschließlich die Schuld der Musik. In Eternal Playground wollen die Einzelteile schlichtweg nicht zusammenpassen. Das gilt insbesondere für das dramatische Finale mit Feuer und Verfolgungsjagd, das auf absurde Weise mit dem leichten Tonfall der ersten Filmhälfte bricht. Die den Film bestimmende Trauer- und Beziehungsarbeit unter den Freunden rückt damit auf enttäuschende Weise in den Hintergrund. Und um das zu kaschieren, löst der Film alle vorangegangenen Konflikte leider mit einem unwahrscheinlichen Happy End allzu billig in Wohlgefallen auf.