Mit Findet Nemo und Brother Bear sind 2003 gleich zwei animierte Disney-Produktionen in die hiesigen Kinos gekommen. Doch viel gemeinsam haben beide Filme nicht. Während der Kassenknüller Findet Nemo ein richtungsweisender Meilenstein und der bis dato wohl witzigste und am schönsten computeranimierte Pixar-Spielfilm geworden ist, präsentiert sich Bruder Bär vergleichsweise rückwärtsgewandt. Als hätten nicht schon Der König der Löwen (1994) und Tarzan (1999) in Wäldern und Wildnis gespielt, begleitet der Film dieses Mal eine Bärenfamilie bei ihren Abenteuern. Keine besonders originelle Idee und so dürften die Bärenbrüder wohl nur bei den ganz kleinen Zuschauern für Furore sorgen.
Für die Musik war abermals das Gespann Phil Collins und Mark Mancina verantwortlich. Die beiden hatten schon bei Tarzan zusammengearbeitet. Damals erhielt Collins einen Oscar für den besten Filmsong. Wie beim Soundtrack-Album zu Tarzan begegnet dem Hörer auch hier eine Kombination aus Collins-Songs und einem knapp zwanzigminütigen Score-Anteil Mancinas. Was Phil Collins zu Bärenbrüder beigetragen hat, kann man allerdings kaum anders als einen kreativen Niedergang innerhalb seiner Laufbahn bezeichnen. Der einstige Genesis-Frontmann, der später Solo-Platten von wechselnder Güte machte, zitiert sich hier selbst. Die sechs Lieder hören sich an wie schlechte, geradezu beliebig klingende Phil Collins-Pop-Standards. Wie schon bei Tarzan gibt es praktisch keine musikalische Entsprechung zum Filmsujet. Allein in den Texten singt der alternde Star unerträglich penetrant das Hohelied auf Familie, Freundschaft und Mut. Vorbei sind selbst die Zeiten, in denen Collins dem Hörer immerhin noch anständigen Pop bot. Als besonders peinlich erweist sich wie schon bei Tarzan die deutsche Variante der Soundtrack-CD, auf der Collins bei drei Liedern mit unüberhörbarem englischen Dialekt schlichtweg die Lautschrift absingt. Und da auch Disney-Deutschland voll im Trend liegen möchte, gibt es als laue Dreingabe ein deutsches Lied (Götter der Ewigkeit – im Original von Tina Turner gesungen) der „Deutschland sucht den Superstar“-Finalistin Gracia zu hören.
Mark Mancina mag dem gegenüber kaum zurückstehen. Sein Score-Beitrag ist ein bestenfalls mäßiger Aufguss der Tarzan-Musik. Auf den Spuren von Hans Zimmers König der Löwen versucht er sich in saccharingetränkten Melodien, Mickey Mousing und ethnischem Kolorit, das sich hier vor allem im Gesang des Chores äußert. Die mit reichlich Synthetik angereicherte Sinfonik ist zwar anhörbar, im Grunde aber doch reichlich banal und uninspiriert. Die blassen Melodien der Collins-Songs werden hier in schlichter Verarbeitung wiedergekäut. Im Schatten von Der König der Löwen und James Newton Howards Dinosaurier ist der Soundtrack zu Bärenbruder zwar kein katastrophaler Reinfall, aber doch ziemlich austauschbar. Und gegenüber der frischen Klänge Thomas Newmans zu Findet Nemo wirken die Bären leider nur altbacken.