Aliens – James Horner

Seine erste Oscar-Nominierung erhielt James Horner 1986 für die Musik zum Science-Fiction-Horror Aliens – Die Rückkehr. Für den noch jungen Komponisten muss dies seltsam angemutet haben. Denn um die Musikverwendung im Film hatte es großen Streit gegeben. Regisseur James Cameron (Titanic) hatte Horners Komposition umgestellt, gekürzt und sich über das Konzept seines Komponisten in praktisch allen Belangen hinweggesetzt. Der Erfolg gab ihm dabei recht. Die Oscarjury sah es ähnlich und belohnte die Musik mit einer Nominierung. Trotz des Erfolges muss es für Horner wohl eine sehr unbefriedigende Erfahrung gewesen sein. Wie auch immer: Der Streit hat Regisseur und Komponist nicht entzweit. Bei Titanic kam es 1997 zu einer erneuten fruchtbaren Zusammenarbeit, die sogar mit dem Oscar belohnt wurde.

Für die vorliegende Deluxe-Edition hat Varèse Sarabande die ursprünglich von Horner gedachte Fassung chronologisch rekonstruiert. Mit zusätzlichen alternativen Fassungen präsentiert sich hier die ultimative Version des Soundtracks. Die Musik von Horner orientiert sich an der Arbeit Jerry Goldsmiths für das Original. Sie bleibt über weite Strecken düster-atmosphärisch. In den dramatischen Passagen finden sich militärische Schlagwerkrhythmen und fanfarenartige Blechbläsereinsätze. Wie man es bei einem düsteren Horrorspektakel wie Aliens erwarten würde, spielt Horner mit Sounddesign, sich langsam aufbauenden Spannungsbögen und überraschenden Crescendi. Auch wenn das handwerklich solide gemacht und im Film sehr effektvoll ist: Seine Musik bleibt qualitativ hinter dem Goldsmith-Original zurück. Die eher schlichten Motive und Themen sind zwar (von der düsteren Grundstimmung abgesehen) recht eingängig, besitzen aber keine sonderliche Eigenständigkeit.

Auf der Suche nach Horners großem Vorbild für Aliens wird man übrigens beim B-Film Humanoids from the Deep (1980) fündig. Viele Ideen greifen auf die Ende der 70er-Jahre entstandene Musik zurück. Trotz der genannten Schwächen ist Aliens ein gelungener Soundtrack, der für Horner einen wichtigen Meilenstein in seiner Karriere markiert. Die feine Veröffentlichung von Varèse Sarabande besitzt einen informativen Begleittext und macht auch diesen Eintrag in die Reihe der Deluxe-Editionen zu einer empfehlenswerten Sache.