Guy Ritchie scheint für sich als Regisseur ein neues Spezialgebiet gefunden zu haben: die moderne Neuinterpretation klassischer Figuren und Stoffe aus Literatur, Film & Fernsehen. Neben den beiden sehr erfolgreichen Sherlock Holmes-Filmen mit Robert Downey jr. in der Hauptrolle versuchte er sich 2015 am Serien-Remake The Man From U.N.C.L.E., das trotz seiner eleganten Verneigung vor dem Agenten-Kino der 60er Jahre floppte. Bei Ritchies neuester Regiearbeit, die ebenfalls an der Box Office scheiterte, stimmt es nun selbst qualitativ nicht mehr: King Arthur: Legend of the Sword motzt den altmodischen Helden-Mythos als neumodische Special Effects-Orgie mit gigantischen CGI-Schlachten auf, versäumt es dabei aber, beim Zuschauer jegliches Interesse an den Figuren oder der Geschichte zu wecken. Die einzige interessante Drehbuchidee: Arthur wird als Kind nach einem Putsch nach „Londinium“ geschmuggelt und dort von Huren als Kleinkrimineller mit viel Gossenwissen großgezogen.
Den filmischen Mängeln zum Trotz durfte sich ein ganz anderer Mitarbeiter von Ritchie auf der Tonspur besonders kreativ austoben: Der Brite Daniel Pemberton. Dieser hatte für Ritchie bereits die sehr spaßige aber nie altmodische Retro-Musik für Man from U.N.C.L.E geschrieben. Sein musikalischer Ansatz bei King Arthur: Legend of the Sword ist nun zwangsläufig ein komplett anderer: düsterer, monumentaler und stärker an zeitgenössischen Filmmusiktrends orientiert. Das ist gleichbedeutend mit viel Rhythmik, viel Bombast, wenig Melodien und stattdessen eher kleinteiligen Motiven. Zum Glück besitzt Pemberton aber den Anspruch, dass keine seiner Arbeiten austauschbar sein sollte. Und so schmeißt er eine Menge teilweise exzentrischer Ideen in die kreative Waagschale: Vor allem die Instrumentierung ist außergewöhnlich: Statt der üblichen Orchester- plus Sample-Besetzung, wie sie heute so oft verwendet wird, hat er sich die Mühe gemacht, jede Menge Experten für alte Musikinstrumente für die Aufnahmen zu versammeln.

©Warner Bros
Ein perfekter Score ist King Arthur: Legend of the Sword am Ende aber dennoch nicht. Auf der relativ großzügig bestückten CD stellen sich schnell Längen ein, weil es an prägnanten Melodien fehlt, die einen mit Variationen über die Laufzeit der CD erfreuen könnten. Zugleich nutzen sich die eigenwilligen Orchestrierungsideen mit der Zeit durch mangelnde Vielfalt merklich ab. Und auch dramaturgisch – sicher dem Film geschuldet – fehlt es an Abwechslung. Die meisten Stücke sind schnelle und laute Action-Cues. Und immer wenn sich die Musik die für ein rundes Hörerlebnis notwendigen Ruhepausen nimmt, könnte das Gebotene musikalisch gehaltvoller sein. Immerhin schließen Film und CD stimmig mit einem sehr gelungenen „End Credits“-Song ab: Der Engländer Sam Lee, Folkmusiker und Experte für altes englisches Liedgut, singt den altenglischen Song „The Devil & The Huntsman“ zur Musik von Pemberton, der hier viele Ideen aus seinem Score aufgreift und noch einmal repräsentativ „schaulaufen“ lässt.