Carol Reeds Der dritte Mann von 1949 zählt zu den Klassikern der Filmgeschichte und taucht regelmäßig auf den Bestenlisten der Kritiker auf. Nicht minder berühmt als der Film ist seine ungewöhnliche Musik von Anton Karas, die das düstere Licht- und Schattenspiel im Nachkriegswien mit dem Spiel der Zither untermalt. Eine in mehrerer Hinsicht erstaunliche Wahl: Die Musik stellt nicht nur einen faszinierenden Kontrast zu den Bildern dar, sondern setzt sich mit der Verwendung nur eines Instrumentes weit von den Film Noir-Krimis des amerikanischen Kinos ab, in denen Komponisten wie Miklós Rózsa (Spellbound) und Adolph Deutsch (Die Spur des Falken) düster-moderne Sinfonik kultivierten. Damit hat Anton Karas nicht viel zu tun, denn ein Filmkomponist im eigentlichen Sinne war er nicht. Deshalb schrieb er nach dem Dritten Man auch nur eine Filmmusik, bezeichnenderweise die zur Peter Alexander-Schmonzette Im weißen Rößl von 1960.
Das Hören der Neueinspielung von Silva Screen offenbart die Schwächen der im Film so originellen Vertonung. Neben dem berühmten und wirklich schönen Harry Lime-Thema, das die CD ohne besondere Variation durchzieht, gibt es kaum mehr als biedere Kaffeehausmusik, die schnell monoton wird. Die Produzenten der CD müssen dies geahnt haben: So finden sich zwischen den Zither-Stücken immer wieder Einsprengsel mit Dialogszenen des Filmes. Eine ausnahmsweise sinnvolle Wahl, denn in einem Rutsch wäre das für sich genommen kompetente Zither-Spiel der aus Bayern stammenden Solistin Gertrud Huber nur schwer zu ertragen.
Wer das Hauptthema bereits auf einer Kompilations-CD besitzt, braucht diese CD im Grunde nicht. Denn auch das sorgfältig editierte und schön bebilderte Booklet ändert nicht viel an der Tatsache, dass diese Musik am besten im Film selbst wirkt und lieber dort gehört werden sollte.