Der Actionthriller Sin City scheint mit seinem comichaften Film Noir-Look wieder einmal einer der Filme Hollywoods zu sein, in denen der Stil über die Substanz triumphiert und dabei die eigentliche Erzählung in den Hintergrund drängt. Inszeniert wurde der episodenhafte Trip in eine düstere, von Gewalt und Verbrechen heimgesuchte Metropole von Robert Rodriguez (Spy Kids, The Faculty). Für die Vertonung des ungewöhnlichen Streifens hat sich ein kurioses Trio zusammengefunden. Der Regisseur höchstpersönlich, Graeme Revell und John Debney schrieben den kühlen, rhythmisch durchstilisierten Score mit avantgardistischen Elementen. Jeder der Komponisten bekam die Aufgabe, eine der drei Hauptfiguren des Filmes musikalisch zu begleiten. Das Ergebnis ist zwar kein Meisterwerk, aber eine überraschend vielseitige und zumindest phasenweise originelle Stilmixtur. Recht geschickt verknüpfen sich elektronische Rhythmen und echte Perkussion mit Soli von Bass- und Saxophon, die ein wenig an die experimentellen Arbeiten eines Elliot Goldenthal denken lassen.
Was der Musik allerdings abgeht, sind prägnante Themen und Motive. Zwar gibt es durchaus leitmotivische Bezüge zu den einzelnen Figuren, doch bleiben diese meist kurzatmig und wenig greifbar. Selten einmal ist ein ausschwingender Melodiebogen wie im gelungenen Stück „The Big Fat Kill“ (von John Debney) zu hören. Mitunter verliert sich die Musik leider in monotonen Rhythmen und atmosphärisch-brodelnden Klangschichten und büßt einiges an kompositorischer Dichte ein. So sehr die ambitionierte Machart Anerkennung verdient, bleibt die Arbeit des Trios Revell, Debney und Rodriguez insgesamt doch unausgegoren. Viele gute Ideen stecken im Ansatz fest, werden nicht konsequent genug ausgeführt. Die Verwendung des modernen Orchesterstücks „Sensemaya“ des mexikanischen Komponisten Silvestre Revueltas macht die qualitativen Unterschiede darüber hinaus spürbar. Sei es drum. Eine ordentliche, unterhaltsame Filmmusik mit gewissem „Coolness“-Faktor ist Sin City allemal. Und den drei Verantwortlichen hat die gemeinsame Zusammenarbeit offenbar so viel Spaß gemacht, dass sie kurz darauf wieder ein Team bildeten: beim Kinderfilm The Adventures of Shark Boy and Lava Girl in 3D (die zugehörige CD ist ebenfalls bei Varèse Sarabande erschienen).