Mit Gary Fleders Das Urteil – Runaway Jury kommt im März 2004 eine neue Grisham-Verfilmung in die deutschen Kinos. Darin geht es um ein brisantes und im Hinblick auf die niederschmetternden Todesraten in den USA durch Waffenmissbrauch – aktuelles Thema: den Prozess gegen einen der großen amerikanischen Waffenhersteller. In den Hauptrollen sind Dustin Hoffman, Gene Hackman, John Cusack und Rachel Weisz zu sehen.
Der für die Vertonung des Justizthrillers zuständige Christopher Young begibt sich auf die Spuren seines Kollegen Thomas Newman. Die rhythmischen Figuren, perkussiven Klangkollagen, aber auch das warmherzig-einfühlsame Spiel der Streicher lassen eine enge stilistische Bindung zum Vorbild erkennen. Selbst die gelegentlich zu hörenden – den Südstaaten verpflichteten – Vokalisen (z.B. im Eröffnungsstück „Runaway Jury“) verweisen in ihrem blues-lastigen Stil auf Newmans Grüne Tomaten. Im weiteren Verlauf der Komposition wird ein zweiter Einfluss spürbar: In den elektronischen Beats des Suspense-Scorings standen offenbar die Arbeiten von John Powell und Harry Gregson-Williams Pate. Überhaupt überrascht, wie stark Christopher Youngs eigene Handschrift hier in den Hintergrund gedrängt wurde. Zwar geht er mit den unterschiedlichen Stilen nicht minder geschickt um als seine Vorbilder – ihm gelingen zum Teil durchaus ansprechende Kombinationen altbekannter Elemente – doch wirklich neu oder originell ist das Gebotene nicht.
Am besten ist Runaway Jury in den bluesigen, von Gitarre, Klavier und Vokalisen bestimmten Teilen, in denen die Musik einige Hörreize entfaltet. Doch über die lange Laufzeit von knapp einer Stunde gibt es dann auch den ein oder anderen Durchhänger mit rein funktionaler Suspense-Untermalung, wie man sie bereits x-fach aus ähnlichen Filmen kennt. Insgesamt hat Christoper Young aber einen ordentlichen, sehr routinierten Score geschaffen – kein Reinfall, aber sicher auch kein Muss für die CD-Sammlung.