Ratten in der Küche? Wer bei dieser Vorstellung gleich laut „Igitt“ schreit, sollte sich durch Ratatouille, den neuesten Streich des in Kalifornien beheimateten Pixar-Studios, eines Besseren belehren lassen. Denn im rasanten Animationsspaß avanciert ausgerechnet ein umtriebiger Nager namens Rémy zum Spitzenkoch in einem Pariser Gourmet-Restaurant. Dass dies nicht ohne Komplikationen und zahlreiche Turbulenzen abläuft, dürfte klar sein. Doch mit wie viele Liebe zum Detail, welchem Tempo und auf welchem animationstechnischen Niveau dies geschieht, dürfte viele Kinogänger regelrecht begeistern. Mit Ratatouille lässt Pixar die animierte Konkurrenz des Jahres einmal mehr alt aussehen und darf sich darum auch gute Chancen auf den Oscar für den besten Trickfilm 2007 ausrechnen.
Die Filmmusik von Michael Giacchino steht dem in nichts nach. Sie bietet einen fulminanten Mix aus französischen Musikklischees (von der Marseillaise bis hin zum Akkordeonspiel), temporeichen Mickey Mousing (ganz im Stile Carl Stallings), Bigband-, Jazz- und Lounge-Musik. Dazu kommen immer wieder schmachtende Streichermelodien, die der nur so vor Ideen sprudelnden Komposition romantische Oasen geben. Es gibt eine Vielzahl von Themen und Motiven, die Figuren oder Handlungselementen zugeordnet sind: So ist zum Beispiel mit dem Restaurant Gusteaus’s ein typisch französischer – auf dem Akkordeon gespielter – Musettenwalzer verbunden. Für die Ratte Remy gibt es gleich zwei Themen: ein schmachtendes Streicherthema als eine Art Sehnsuchtsmotiv (zugleich das Hauptthema des Filmes und Basis des die CD eröffnenden Chansons von Camille) sowie ein jazziges Thema. Dazu einen Tango zu den Kochszenen, der ein klein wenig an John Powells Mr. & Mrs. Smith erinnert („Colette shows him the Ropes“) und ein Mundharmonika-Motiv für das „Zusammenspiel“ zwischen Rémy und dem Küchenjungen Linguini („Remy drives a Linguini“).
Zugleich ist die Komposition liebevoll instrumentiert. Ob Soli von Violine und Cello, lakonisches Gitarrenspiel, fröhliches Spiel der Flöten oder immer wieder pfiffige Perkussion-Einlagen: Giacchinos ist um keinen gekonnten Effekt einer rasanten, orchestralen Komödien-Musik verlegen. Vor allem mit mehrmaligem Hören erweist sich seine Vertonung als erstaunlich leichtfüßiges, flüssiges und vor allem vielseitiges filmmusikalisches Vergnügen. Es ist diese Liebe zum Detail, die nicht nur dem Film sondern auch der Vertonung eigen ist und die immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht des Zuschauers bzw. Hörers zaubert. Kann man von einer komödiantischen Musik mehr verlangen? Schwerlich. Dieses Ratatouille zählt bereits jetzt zu den bislang wenigen Highlights des Filmmusik-Jahres 2007.