Gleich dreimal taucht der Name Fiennes in den Credits von Onegin auf: als Regisseurin (Martha Fiennes), als Hauptdarsteller (Ralph Fiennes) und als Komponist (Magnus Fiennes). Eine reine Familienproduktion also. Glaubt man den bislang überwiegend negativen Kritiken, scheint sich dies einmal mehr als Schwäche herauszustellen. Denn Besetzungs-Entscheidungen, die aus reiner Familienbande heraus getroffen werden, haben noch selten einem Film wirklich gut getan.
Ähnlich zwiespältig ist die Komposition von Magnus Fiennes, der den Film seiner Schwester mit einer sehr atmosphärischen und slawisch geprägten Musik unterlegt. Höhepunkte hat sie im schönen Hauptthema („Onegin’s Theme“), einem klassizistisch anmutenden Klaviermusik und den romantischen Violinsoli von Elise Hanslip („Devil’s Trill“), die der Komposition ein ansprechendes konzertantes Flair geben. Duduk und Balalaika sorgen dazu für die nötigen folkloristischen Zwischentöne. In anderen Stücken verwischen hingegen die Grenzen zwischen Filmscore und Sounddesign Zum Beispiel imitieren synthetische Klangeffekte in „Unqiet Heart“ einen menschlichen Herzschlag. Auch sonst bedient sich Fiennes einer Reihe von Stilismen, die man in einer modernen Spannungsvertonung, aber nicht bei einem Kostümstoff wie diesen erwarten würde.
Diese Wechselhaftigkeit der Musik geht zu Lasten einer zwingenden dramatischen Gestaltung. Die monotonen, rein filmdienlichen Teile erzeugen eine spröde Grundstimmung, die dem Film vermutlich mehr schadet als hilft. Immerhin wird die Komposition mit reizvollen russischen Traditionals und Ausschnitten aus klassischen Werken von Glinka, Verstovsky sowie Beethoven durchmischt. Sie lockern die Grundstimmung merklich auf und lassen die Stücke von Fiennes manchmal recht alt aussehen. Traditionals wie der „Name Day Waltz“ besitzen genau die sensible Mischung aus Lebensfreude und Melancholie, die der Arbeit von Fiennes fehlt.
So ist der Gesamteindruck der CD am Ende besser als der der alleinigen Originalmusik, die etwa die Hälfte der Einspielung ausmacht. Magnus Fiennes, der vorher nur Werbespots untermalt hat, wird es mit dieser schwermütigen Arbeit vermutlich schwer haben, in der Filmmusikszene Fuß zu fassen. Seine Komposition besitzt einfach zu wenig Charakter, um im Gedächtnis haften zu bleiben.