Mission: Impossible III – Michael Giacchino

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Mission: Impossible geht in die dritte Runde: Nach jahrelangem Hin- und Hergezerre um eine mögliche Fortsetzung der Serie kommt nun weltweit der dritte Teil in die Kinos. Die Entscheidung über den Mann hinter der Kamera traf niemand Geringeres als Tom Cruise selber. Der Star war nämlich so begeistert von der actionreichen Fernsehserie Alias – Die Agentin (2003), dass er deren Macher J.J. Abrams dazu auserkor, beim kostspieligen Sequel Regie zu führen. Seinen Haus- und Hofkomponisten Michael Giacchino, der ihn bei Alias und Lost (2005) begleitet hat, durfte Abrams gleich mitnehmen. Und so kam der junge Newcomer in den Genuss, M:i-III – so das kryptische Marketing-Kürzel des neuerlichen Spektakels – zu vertonen.

Drei Regisseure und drei Komponisten: Der stetige Wechsel bei der Produktion hat den drei Filmen jeweils einen gänzlich anderen Anstrich gegeben, der auch auf die Machart der Musik maßgeblichen Einfluss hatte. War Danny Elfmans Beitrag zum ersten, vergleichsweise altmodischen Teil des Serien-Remakes (inszeniert von Regie-Veteran Brian dePalma) eine subtile, sparsam orchestrierte Spannungsvertonung mit effektvollen Klangwirkungen, mussten diese in der glatt polierten Fortsetzung von John de Woo den grobschlächtigen Synthesizer-Rhythmen von Hans Zimmer weichen. Immerhin sorgte damals das Gitarrenspiel von Hector Pereira für ansprechendes südländisches Flair und zumindest ein klein wenig Hörcharme.

Als Dritter im Bunde war nun Giacchino an der Reihe: Der Amerikaner – zweifellos ein talentierter Orchesterhandwerker – hat bei seinen PC-Spielemusiken, aber auch der irrwitzigen Bond-Persiflage Die Unglaublichen (2004) seine Fähigkeiten bereits nachhaltig unter Beweis gestellt. Die Komposition zu Mission Impossible 3 orientiert sich jedoch stilistisch an den weniger vielschichtigen Alias-Fernsehmusiken – kein Wunder angesichts des gleichen Regisseurs und des ähnlichen Inhalts. Natürlich stand Giacchino ein weitaus größeres Budget zur Verfügung – ein Umstand der sich im 112köpfigen Orchester und dem reduzierten Einsatz der Klangsynthetik spiegelt. Doch die grundsätzliche Verwandtschaft ist unverkennbar.

Wie Christophe Beck im unsäglichen Pink Panther-Remake greift Giacchino hauptsächlich auf das thematische Material des übergroßen Vorbildes zurück. Das populäre Mission: Impossible-Thema von Lalo Schifrin aus den 60ern dient als roter Faden der neuen Vertonung, aber auch „The Plot“ aus der Originalmusik wird zitiert. Neue Themen gibt es (von einer unscheinbaren Fanfare für das MI-Team einmal abgesehen) praktisch keine, und so lastet das markante Hauptmotiv beinahe wie ein erdrückender Schatten auf der neuen Komposition. Wo David Arnold bei seinen Bond-Vertonungen noch mit attraktiven melodischen Einfällen und je nach Schauplatz reizvollem Lokalkolorit der Serie frischen Wind einhauchte, jagt bei Giacchino eine kühl durchstilisierte Spannungs- und Action-Untermalung die nächste. Zwar lässt er ein ums andere Mal die Muskeln des Orchesters spielen. Doch so elegant und pointiert wie im pfiffigen „Humpty Dumpty on the Wall“ (die Vatikan-Sequenz im Film) geht es leider nur selten zu. Viel zu oft erschöpft sich die Komposition in brachial stampfender Rhythmik und simplen Ostinati von Streichern und Bläsern. Eins um andere erinnert das Wechselspiel von Schlagwerk und Blech gar an die neuen Star Wars-Musiken von John Williams, jenem großen Vorbild, dem Giacchino bereits vor einigen Jahren bei den Medal of Honor-Musiken nacheiferte. Die Streicherromantik für die zentrale Romanze (Ethan Hunt ist frisch verliebt…) bleibt hingegen seltsam knapp gefasst und farblos. Giacchino ist normalerweise durchaus in der Lage, einprägsame Melodien zu komponieren. Hier wollte oder durfte er aber scheinbar nicht.

Betrachtet man die hohen Erwartungen, die in diese Musik im Vorfeld gesteckt wurden sowie die Freude darüber, dass dem talentierten Komponisten nach den Unglaublichen erneut ein Großprojekt anvertraut wurde, mag man kaum glauben, wie standardisiert und einfallslos die Partitur letztlich ausgefallen ist. Aber vielleicht sollte man sich auch nicht wundern: Denn wenn das kreative Team hinter der Fernsehserie Alias eine Kinoepisode von Mission: Impossible im Stil von Alias dreht, klingt eben auch die Musik wie das Vorbild.