Jean Claude-Petit ist hierzulande allenfalls für seine epischen Partituren zu den Filmen Cyrano de Bergerac und Der Husar auf dem Dach bekannt. Dabei zeigen diese beiden Musiken nur einen kleinen Ausschnitt aus dem filmmusikalischen Schaffen des Franzosen. Die neueste Komposition für das Politdrama Lumumba erweitert das Spektrum seiner Arbeiten um eine neue faszinierende Seite. Der zugrundeliegende Film erzählt die tragische Geschichte des afrikanischen Postbeamten Patrice Lumumba, der in den 60er Jahren zur zentralen Figur im Kampf Kongos gegen den belgischen Kolonialismus aufstieg, Prime Minister seines Landes wurde, um später von den eigenen Mitstreitern verraten und ermordet zu werden.
Nicht unähnlich George Fentons Musik zu Cry Freedom, ist auch Lumumba eine von afrikanischen Rhythmen und Gesängen geprägte Komposition. Neben den themengemäß düsteren Klängen des Bulgarian Symphony Orchesters beeindrucken vor allem die Chorgesänge, die Stolz und Lebensfreude ausstrahlen (Le Discours), aber auch die Funktion eines klagenden Kommentars (La Guerre, La Décision) übernehmen. In den sinfonischen Passagen, mit dominierenden Streichern, Holzbläsern und Perkussion, bleibt die Musik zurückhaltender Natur. Es brodelt zwar unter der Oberfläche, doch die Dramatik der Ereignisse kommt nicht zum Ausbruch.
Mit Lumumba ist Jean-Claude Petit eine überzeugende Filmmusik gelungen. Auch wenn er für einige Stücke auf die Hilfe des afrikanischen Komponisten Lokua Kanza zurückgriff, beweist die schöne Einspielung seine Vielseitigkeit. Wer Kompositionen wie Cry Freedom oder Amistad mag, wird deshalb auch an Lumumba Gefallen finden. Die auf dem italienischen Label CAM Records veröffentlichte CD gehört sicher zu den kleinen Geheimtipps des Jahres.