House of Cards (Season 4) – Jeff Beal

Die Erfolgsserie des US-Streaming-Dienstes Netflix wird von so ausführlichen Filmmusik-Veröffentlichungen begleitet wie derzeit keine zweite Serie. Zu allen bisherigen Staffeln wurden Doppel-CDs auf den Markt gebracht. Die Vertonung der vierten Staffel, abermals in den Händen von Jeff Beal, liegt nun auf zwei randvollen Tonträgern vor. Knapp zweieinhalb Stunden neuer Musik zu House of Cards sind das. Ein Overkill, der vermutlich auch hartgesottenen Fans der Serie ein wenig zu viel des Guten sein dürfte. Denn stilistisch wandert die Musik vor allem auf ausgetretenen Pfaden. Wie in den Vorgängerstaffeln entfaltet Beal unterkühlt urbane, von Jazzelementen durchzeichnete Klanglandschaften, in denen es stets unter der Oberfläche brodelt. Die Solo-Trompete als Symbol der Einsamkeit, sehnsuchtsvolle Streichermotive und Klavier/Perkussion (in dieser Staffel etwas präsenter als früher), die die umtriebigen Machenschaften Frank Underwoods und seiner Handlanger begleiten:

Es sind alles altbekannte Stilmittel, die Beal zum Einsatz bringt. Immerhin gelingt ihm das aber mit gewohnter Souveränität und Sorgfalt. Durchaus geschickt arbeitet er kleine Partikel des Hauptthemas in verschiedene Stücke ein. Und zumindest in einzelnen Momenten lässt die Musik aufhorchen: Das virtuose Violinsolo in der zweiten Hälfte von Obedience oder das schmerzvolle Adagio in Help you win gehören zu den wenigen Höhepunkten einer ansonsten sehr introvertierten und repetitiven Tonschöpfung. Für die konsistente Vertonung einer langlaufenden Erfolgsserie macht diese Herangehensweise Sinn und erfüllt ihren Zweck – ein gewisses musikalisches Grundniveau wird zu keinem Zeitpunkt unterschritten. Allein von CD gehört jedoch, erweist die überlange Veröffentlichung Beals Komposition letztlich keinen guten Dienst. Der geneigte Hörer muss sich seine Rosinen hier mühselig selber herauspicken. Sofern er dafür die nötige Geduld aufbringt.