In nur wenigen Jahren hat sich der Newcomer Aaron Zigman allein durch seine stilistische Wandlungsfähigkeit als viel beschäftigter Filmkomponist in Hollywood etabliert. Ein gutes Dutzend Filme hat er in den letzten zwei Jahren vertont und damit quasi sogar Vielschreiber John Debney Konkurrenz gemacht. Freilich sind die meisten seiner Arbeiten wie die seines Kollegen solide, aber zugleich auch etwas uninspirierte Stilkopien gegenwärtiger Hollywood-Komponisten. Bei Zigman hört man etwa häufiger stilistische Parallelen zu Harry Gregson-Williams, Thomas Newman oder Rachel Portman. Die Musik zum Filmdrama Flash of Genius (deutscher Kinostart: Mai 2009) bildet allerdings eine kleine Ausnahme: Der Film handelt von einem Ingenieur in den 50er-Jahren, dessen Erfindung – eine neue Form des Scheibenwischers – von einem großen Autokonzern gestohlen wird und der daraufhin gegen diesen quasi im Kampf als David gegen Goliath vor Gericht zieht. Zwar sind die genannten Vorbilder auch in dieser Vertonung Zigmans präsent. Doch die mit einer kleinen Orchester-Besetzung eingespielte Musik wirkt insgesamt eigenständiger und ambitionierter.
Sie ist abgesehen kleiner Nebenmotive monothematisch aufgebaut. Das melancholische Hauptthema, das im Eröffnungsstück „The Warehouse“ von der Solotrompete (sicher als Symbol für den „einsamen Kampf des kleinen Mannes gegen den großen Konzern“ anzusehen) vorgestellt wird, durchzieht in unterschiedlichen Instrumentierungen und mitunter geschickt variiert die Komposition. Dabei erscheint es raffiniert in verschiedenen Klangfarben, wird vom Symbol für den einsamen Streiter gegen einen übergroßen Gegner im Eröffnungsstück später gar zum Familien- und Liebesthema transformiert. Zigman arbeitet sehr ordentlich mit Soul- und Blues-Elementen, spickt seine Arbeit mit reizvollen Soli von Hammondorgel und Gitarre. Nur gelegentlich erinnern Klavierstücke und die eine oder andere Klangkollage vermehrt an das genannte Vorbild Thomas Newman. Was die Musik aber besonders hervorhebt, ist das knapp zehnminütige Bonusstück „Vis Vitae“ am Ende der CD – ein sprödes kammermusikalisches Konzertstück, das Zigman als „Thema und Variationen“ auf Basis des Hauptthemas angelegt hat. Gerade diese konzertante Verarbeitung des Themas bietet nicht nur einen hochinteressanten Abschluss der CD, sondern offenbart auch ungeahnte künstlerische Ambitionen. Ob nun Flash of Genius einen ernst zu nehmenden Reifeprozess für Aaron Zigman als Komponist einläutet, mag wohl aber allein die Zukunft zeigen.