Evan Almighty – John Debney

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John Debney wieder einmal in göttlicher Mission: Nein, nicht im neuesten religiös verquasten Machwerk von Mel Gibson, sondern in der Fortsetzung des Kinoerfolgs Bruce Almighty (2003). Für die Familienkomödie hat Debney eine gefällige, klangschöne Vertonung zu Notenpapier gebracht, in der satte Streichermelodien, sanfte Gitarrenklänge, Vokalisen, raunende Choräle und ruhige Klavierstücke nebeneinander stehen. Dazu sorgen Mickey Mousing und ein paar dramatische Orchesterstücke für weitere Abwechslung. Das klingt zunächst einmal gut und tatsächlich ist die rund dreiviertelstündige Filmmusik – von Varèse Sarabande auf CD veröffentlicht – auf den ersten Blick eine runde Sache: eine professionell orchestrierte, von drei eingängigen Themen getragene Komposition. Ja, wenn da nicht – wie schon so oft bei Debney – die allgegenwärtige Nähe zu den gefürchteten Temp-Tracks (also den beim Drehen verwendeten Musik-Stücken) wäre.

Evan Almighty bietet einmal mehr ein kurioses Sammelsurium an Verweisen auf andere Komponisten, ob sie nun James Horner, Alan Silvestri oder James Newton Howard heißen. Beim Hören entsteht ständig der Eindruck, alles bereits woanders in ähnlicher Form gehört zu haben. Gut geklaut ist halb gewonnen, heißt es. Doch zu keinem Zeitpunkt gelingt Debney eine pfiffige Stilkopie. Überhaupt ist ein grundsätzlicher Mangel an Raffinesse im Umgang mit dem Orchester zu verzeichnen. Alles bewegt sich so sehr im Rahmen klischierter Hollywood-Standards, dass man praktisch schon von biederem Kunstgewerbe sprechen kann. Und das überschneidet sich in diesem Fall mit einer an sich gut fließenden Komödienmusik, die vor allem im bombastischen Finale („The Flood“) mit seinen überbordenden Chorälen nett unterhält. Doch von einer inspirierten, auch jenseits der Bilder begeisternden Komposition ist Debney erneut weit entfernt. Wie so oft fehlt dazu der zündende Funke, sprich ein gutes Quäntchen Inspiration.