John Debney macht seinen Ruf als Vielschreiber derzeit alle Ehre. Acht Filme hat er 2005 vertont. Das meiste darunter fĂ€llt in den Bereich blasser Routine. Doch es gab auch kleine Lichtblicke wie die nette Afrika-Musik zum Tierfilm Duma, die Debney zusammen mit George Acogny komponiert hat. Seine vermutlich beste Arbeit des Kinojahres lieferte der Amerikaner aber wohl fĂŒr die Vertonung der Pferde-Schmonzette Dreamer ab. Darin geht es um ein Rennpferd, das nach einer Verletzung fĂŒr ein letztes groĂes Rennen gesundgepflegt wird – kleines MĂ€dchen und gutmĂŒtiger Pferdetrainer inklusive (Deutscher Kinostart: 23.3.2006). Debney hat fĂŒr den rĂŒhrseligen Stoff eine warmherzige Americana-Musik geschrieben, die erwartungsgemÀà auf ausgetretenen musikalischen Pfaden wandert, aber bestens unterhĂ€lt.
Das Rad hat er dabei wahrlich nicht neu erfunden. Die klassischen und filmmusikalischen Vorbilder von Aaron Copland ĂŒber James Horner (Legends of the Fall), Thomas Newman (The Horse Whisperer) bis hin zu John Williams (The Patriot) sind in jedem Takt spĂŒrbar. Wer genau hinhört, wird sogar die ein oder andere Temp Track-Vorgabe bemerken – zum Beispiel ist das Hauptthema ein wenig an Alan Silvestris Cast Away angelehnt. Doch wenn man von diesen offensichtlichen Vorbildern einmal absieht, bietet der Dreamer abwechslungsreiche und mitreiĂende filmmusikalische Unterhaltung. Schöne pastorale Streichermelodien, schwungvolle Americana (fĂŒr die Pferderennen) und kernige gitarrenselige Country-Einlagen wissen zusammen mit den eingĂ€ngigen melodischen EinfĂ€llen zu gefallen. Die routinierte Variationsarbeit und die liebevolle Orchestrierung tun ihr Ăbriges, um den plagiatsgeplagten Hörer milde zu stimmen.
Besonders angepriesen wird im Zusammenhang mit der Dreamer-Musik die Verpflichtung von Stargeiger Joshua Bell. Doch dessen Beteiligung ist wohl mehr als Marketing-Schachzug anzusehen, um der Musik mehr kĂŒnstlerisches Renommee zu verleihen. Sein Violinspiel tritt nĂ€mlich nur in wenigen StĂŒcken in Erscheinung und besonders expressive Soli hat die Partitur ohnehin nicht zu bieten. Letztlich haben Klavier, Oboe und Cello sogar vergleichbar prominente Auftritte und prĂ€gen die Komposition in Ă€hnlich hohem MaĂe.
Debneys Dreamer macht trotz der geringen OriginalitĂ€t viel SpaĂ. Hinzu kommt eine gute, vorzĂŒglich klingende Einspielung, bei der sich auch der in verschiedenen Versionen prĂ€sentierte Popsong am Ende einigermaĂen vernĂŒnftig in das Gesamtbild einfĂŒgt. NatĂŒrlich handelt es sich um eine im Grunde einfach gefertigte Musik. Aber gegenĂŒber manchem protzigen Orchester-Bombast des Komponisten ist der Dreamer geradezu ein kleines Juwel und ein echter Geheimtipp.
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