Capote – Mychael Danna

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Das vielschichtige Film-Porträt Capote über dem berühmten Schriftsteller Truman Capote (1924-1984), Autor von so bekannten Romanen wie Frühstück bei Tiffany oder Die Grasharfe, gehörte zu den Kritikerfavoriten des Kinojahres 2005 und wurde gleich für 5 Oscars inklusive „Bester Film“ nominiert. Das einfühlsame Drama schildert einen brutalen Mordfall Ende der 50er in Kansas, von dem Truman Capote derart fasziniert war, dass er den Fall persönlich untersuchen wollte. Diese Erlebnisse bildeten später die Grundlage seines Romans „In Cold Blood“.

Für die zurückhaltende Vertonung der Filmbiographie  zeichnete Mychael Danna verantwortlich. Seine Musik erweist sich als sehr introvertiert und unaufdringlich. Ruhige legato-Passagen der Streicher, einfaches Klavierspiel und dezente synthetische Unterstützung lassen ein melancholisches, mitunter gar bedrohlich wirkendes Klangszenario entstehen. Nur wenige Stücke entfalten Hörcharme, viel zu sehr ist die Musik dafür den zugrundeliegenden Bildern verbunden. Allein der schöne „Epigraph“, mit seinem hörenswerten Zusammenspiel von Cello und Klavier lässt aufhorchen. Ansonsten ordnet sich Dannas Vertonung ganz dem Film unter und bleibt daher wenig eigenständig.

Unglücklich ist leider auch die CD-Repräsentation: Danna hat insgesamt nur etwa 20 Minuten Musik für Capote geschrieben. Davon findet sich auf CD eine gute Viertelstunde, eigentlich zu wenig um eine Veröffentlichung zu rechtfertigen. Deshalb sind die Produzenten auf die Idee gekommen, diese um 50 Minuten mit Ausschnitten aus einer Capote-Lesung von „In Cold Blood“ zu erweitern. Das mag für Fans des Autors vielleicht interessant sein, dürfte aber alle anderen abschrecken. Dies gilt natürlich insbesondere, wenn man des Englischen nicht mächtig ist. Große filmmusikalische Freude vermag bei Capote ohnehin nicht aufzukommen. Deshalb handelt es sich um eine Vertonung, die letztlich auf CD wenig bis gar keinen Sinn macht.