1966 hatte sich John Barry bereits mittels mehrerer James Bond-Filme und der leicht martialischen Musik zum Afrika-Kriegsepos Zulu von 1964 als Komponist und Arrangeur einen Namen gemacht. Letztere Komposition dürfte vermutlich den Ausschlag gegeben haben, Barry für einen weiteren in Afrika angesiedelten Film zu verpflichten, dem Tierfilm Born Free nach dem in Tagebuchform geschriebenen Roman von Joy Adamson. Regisseur James Hill erzählt darin die im Grunde simple Geschichte eines in Kenia lebenden Ehepaares, das sich dreier mutterloser Löwenbabys annimmt und als Haustiere großzieht. Der Film lebt hauptsächlich von der prächtigen Naturkulisse Afrikas und den komischen Situationen, die aus dem drolligen Verhalten der Jungtiere entstehen.
John Barry erkannte den unschuldigen und kindhaften Charakter der Vorlage und schrieb entgegen den Wünschen des Regisseurs, der eine große epische Musik wollte und letzlich vom Produzenten überstimmt wurde, eine einfache romantische, im Ansatz monolithische Partitur. Barry verwendet eine schöne Melodie, das zentrale „Born Free“-Thema, in verschiedenen farbenprächtigen Orchestrierungen und setzt neben Streichern und Bläsern auf gelungene Art und Weise afrikanische Perkussion ein. Das Hauptthema bildete auch die Grundlage für einen gleichnamigen Song, der bei Erscheinen des Filmes große Popularität genoß und Platz 1 der amerikanischen Charts erreichte. Leider ist dieses Lied auf der ansonsten schönen Einspielung des Royal Scottish National Orchestra unter der Leitung von Frederic Talgorn nicht enthalten.
Mit Born Free hat Varèse Sarabande eine wichtige Lücke im Werk von John Barry geschlossen. Die Oscar- und Golden Globe-prämierte Musik ist der Ursprung von späteren romantischen Kompositionen wie Out of Africa (1985) und Dances with Wolves (1990). Viele von Barry immer wieder verwendete musikalische Ideen lassen sich auf Born Free zurückführen und erscheinen hier in der frischen Komposition des damals noch 33jährigen Komponisten.