Aristocrats – Mark Thomas

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Auch in der Filmmusik gibt es von Zeit zu Zeit Überraschungen. Ein unbekannter Komponist begeistert unerwartet mit einer Komposition für eine TV-Produktion oder einen kleinen Independent-Film. Als solche Perlen konnte kann man in den letzten Jahren wohl Jude von Adrian Johnston oder Bastard – Brute von Michal Lorenc bezeichnen. Ein weiterer Eintrag in diese Reihe wunderschöner, aber wenig bekannter Werke ist die Musik des britischen Komponisten Mark Thomas für die TV-Serie Aristocrats. Diese wurde 1999 im englischen Fernsehen von der BBC ausgestrahlt. Der Sechsteiler basiert auf einem 1994 erschienenen Roman von Stella Tillyard. Die Geschichte handelt von 4 Geschwistern der aristokratischen Familie Lennox, Nachfahren von König Charles II. und erzählt ihre Lebensgeschichte in den Jahren zwischen 1740 und 1832.

Thomas, der in Besitz einer klassischen Ausbildung ist, war bereits an über 100 Musiken Für Film und Fernsehen beteiligt. Zunächst traf er als Violonist im Studio auf Hollywoodgrößen wie John Williams, Jerry Goldsmith und John Barry. Mittlerweile schreibt er seine eigenen Filmpartituren, hauptsächtlich für das britische Kino und Fernsehen.

Seine Partitur orientiert sich im Stil an den Komponisten des 18. Jahrhunderts wie Händel und Vivaldi, ist in der Orchestrierung allerdings mehr dem dezent modernen Klangbild des 20. Jahrhunderts verpflichtet. Das wunderschöne Liebesthema der Serie wird von der irischen Sängerin Méav vokalisierend begleitet und ist eine Sehnsucht wie Melancholie ausstrahlende Einleitung. Es wird in der Musik von Thomas in unterschiedlichen Schattierungen verwendet und dabei geschickt variiert. Die lebhaften Streicherthemen in den Tänzen („The Banquet“, „Fireworks“) bilden ein reizvolles Gegenstück zu den noblen romantischen Leitthemen wie etwa „The Duke’s Theme“.

Wer Filmmusiken wie John Williams‘ Jane Eyre oder Wilde von Debbie Wiseman mag, wird die Partitur von Thomas lieben. Aristocrats ist einer der schönsten Soundtracks des Jahres 1999. Der BBC sei gedankt, daß sie nach anderen vorbildlichen Einspielungen wie Warriors und Absolute Truth von Debbie Wiseman auch diese Musik auf dem hauseigenen Label veröffentlicht hat. Das ausführliche Booklet und die großzügige Lauflänge runden den überaus positiven Gesamteindruck ab.