X-Men – Michael Kamen

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X-Men war einer der erfolgreichsten Filme des amerikanischen Kinosommers 2000. Die Stärken der von Bryan Singer (Die üblichen Verdächtigen) inszenierten Comicverfilmung liegen in der Originaltreue des Drehbuches, einer exzellenten Besetzung und vor allem einer gehörigen Portion Selbstironie. Auf Empfehlung von John Ottman, der normalerweise die Filme Singers musikalisch vertont, aber aufgrund der Arbeit an seinem Regiedebüt Urban Legends – Final Cut nicht zur Verfügung stand, wurde als Ersatz Michael Kamen verpflichtet. Dieser passt sich mit seiner Komposition der eher düsteren Stimmung des Filmes an und verzichtet (gerüchteweise auf Wunsch Bryan Singers) auf heroische Themen, wie sie normalerweise genretypisch sind. Seine Musik vermischt elektronische Samples und Drumloops mit Orchesterklängen eines recht kleinen Ensembles. Eindrucksvoll ist das einleitende Stück „Death Camp“, dass nach einer kurzen Klaviereinleitung von klagenden Streichern, die sich bis zu einem Elliot Goldenthal-verwandten Crescendo steigern, übernommen wird. Reizvoll auch der „X-Men“-Marsch in „Ambush“ und das leichte „Mutant School“.

Doch diese durchaus interessanten Ansätze werden kaum weiterentwickelt. Zu sehr bleibt Kamen den Bildern verhaftet und fehlt seiner Komposition Eigenständigkeit abseits des Filmes. Was dort sehr gut funktioniert, bleibt auf CD oft leider nur Stückwerk. Manchmal plätschert die Musik wie in „Magneto’s Lair“ ereignislos vor sich hin oder ergeht sich in einfallslosen Technorhythmen. Interessante Elemente werden mit banalen vermischt. So faszinierend die Violinsoli von „Museum Fight“ sind, so ermüdend ist die einfallslose Action von „Final Showdown“. In X-Men liegt eine ambitionierte Komposition verborgen, aber sie ist stark verwässert durch manche allein filmdienliche Untermalung.

Man kann Kamen sicher nicht vorwerfen, eine langweilige Fließbandarbeit komponiert zu haben, aber richtig überzeugen kann seine X-Men-Musik auch nicht.