Still Life – Rachel Portman

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Um Rachel Portman ist es in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden. Die Oscar-Preisträgerin, die in den späten 90er Jahren noch mit ihren Vertonungen zu Emma, Chocolat und Gottes Werk & Teufels Beitrag in aller Munde war, konnte seither nicht mehr an diese großen Erfolge anknüpfen. Das liegt vor allem daran, dass sich ihr Personalstil seither doch spürbar abgenutzt hat. Immer wieder gleichförmige Musiken haben das Interesse vieler Filmmusikhörer an der einst so aufstrebenden Komponistin beinahe vollständig zum Erliegen gebracht. Und das wird sich wohl auch mit ihrer jüngsten Arbeit zum Filmdrama Still Life, vom deutschen Verleih unter dem irreführenden Titel Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit in die Kinos gebracht, kaum ändern. Immerhin erscheinen die Vorzeichen bei dieser Produktion ein klein wenig anders: Rachel Portman hat hier für den eigenen Ehemann Uberto Pasolini komponiert und der hat mit Still Life eine so leise wie feinfühlige Auseinandersetzung mit universellen Themen wie Liebe, Tod und Vergänglichkeit auf die Leinwand gebracht.

Zwangsläufig bedingt sich so ein etwas anderer Vertonungsansatz. Und tatsächlich hat Rachel Portman für den Gatten eine einfache, zart-intime Musik für eine kleine Besetzung geschaffen, die die großen Melodiebögen ihrer Hollywood-Arbeiten ausspart und im spröden Vertonungsansatz bisweilen sogar an Arbeiten Zbigniew Preisners erinnert. Die Britin baut ihre komplette Partitur auf zwei stetig wiederkehrenden Themen auf: Meist werden sie von Gitarre und Harfe gespielt. Nur gelegentlich ergänzen Streicher, Klavier oder Klarinette die Instrumentierung, wenn die Handlung einem emotionalen Höhepunkt entgegensteuert. Mit Still Life ist Rachel Portman damit eine wirkungsvolle, melancholische Filmmusik geglückt, die abseits des Films allerdings nur in Ausschnitten funktioniert. Durch die ständige Wiederholung der beiden Hauptthemen büßt die klangschöne Musik mangels Abwechslung viel von ihrem anfänglichen Reiz ein. Derartige Abnutzungserscheinungen spiegeln – wenn man denn so will – im Kleinen was für Rachel Portmans Karriere im Großen schon länger gilt. Still Life ist zwar im Grunde eine charmante, sympathisch introvertierte Filmmusik. Über ihre unbestreitbar hörenswerten Ansätze gelangt sie aber nicht hinaus.

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