
Über ihre Vergangenheit möchte sie am liebsten schweigen. Die Malerin Perla hat sich in Wien zusammen mit ihrem Mann Josef eine neue Existenz aufgebaut. Einst ist sie hochschwanger aus der kommunistischen Tschechoslowakei geflüchtet, während der Kindesvater Alexej verhaftet wurde. Das Leben Perlas gerät aus den Fugen, als sich der aus dem Gefängnis entlassene Alexej nach vielen Jahren Anfang der 1980er wieder bei ihr meldet und behauptet, er habe aufgrund einer Krebserkrankung nicht mehr lange zu leben. Er wünscht sich, seine Tochter kennenzulernen. Perla lässt sich breitschlagen, die überaus gefährliche Reise in ihre Heimat anzutreten. Unter falschem Namen fährt sie zusammen mit Josef und Julia in die Tschechoslowakei. Dort angekommen, entpuppt sich die angebliche Krebserkrankung nur als Vorwand, um Perla zu sehen. Auch wenn an dieser Stelle bei ihr eigentlich schon alle Alarmglocken schrillen müssten, kommt es, wie es kommen muss: Alte Gefühle zwischen ihr und Alexej brechen wieder auf. Sie beschließt sogar, noch ein paar Tage länger im Land zu bleiben als eigentlich geplant, um mit sich und ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen.
Perla bleibt den gesamten Film über in ihren Motivationen äußerst ambivalent. So weiß man nicht, ob sie das bürgerliche Leben mit Josef nur eingegangen ist, um ihrer Tochter Julia ein stabiles Umfeld zu ermöglichen. Zugleich wiegt das Trauma der Entwurzlung schwer und lastet wie ein Schatten auf der Gegenwart, in der ihr ein unbeschwertes Leben nur vordergründig möglich scheint. Die Reise zurück in Perlas alte Heimat wird dennoch für sie zu einer Begegnung mit den verdrängten Dämonen. Überall wird sie beäugt, beobachtet. Beim Essen will ein alter Mann die Polizei rufen, weil sie in seinen Augen zu viel bestellt habe. In ihrem Heimatdorf macht man einer alten Tradition zufolge Jagd auf Frauen. So zeigt Alexandra Makarová nicht nur das von Denunziation und Paranoia bestimmte Leben innerhalb einer kommunistischen Diktatur, sondern auch die verkrusteten misogynen Strukturen, die damit einhergehen. Es ist eine fremde, verschlossene Welt, die hier – auch dank der äußerst sorgfältigen Ausstattung – geisterhaft wieder aufsteht – und die in der zwischen gestern und heute gefangenen Perla auf unergründliche Weise nachhallt.

Makarová zeichnet mit ihrem Film das Leben ihrer Großmutter nach. Wie viel von der echten Biografie im Film steckt, lässt sich nur schwerlich sagen. Natürlich will das Drehbuch auch eine Frau zwischen den Zwängen in der Rolle als Mutter und ihrem Streben nach Selbstverwirklichung porträtieren. Doch bei allem Respekt dafür wirkt Perlas enigmatisches Handeln gerade an dieser Nahtstelle ziemlich schwammig motiviert und von außen kaum nachvollziehbar. Dass sie, nachdem sie knapp der Verfolgung entkommen konnte und eine neue Existenz aufgebaut hat, sich noch einmal bewusst derart selbst in Gefahr bringt, erscheint widersinnig und völlig verantwortungslos. Vor allem Perlas Tochter muss für diesen Egotrip letztendlich mit der jahrelangen Abwesenheit der Mutter einen extrem teuren Preis bezahlen, ganz abgesehen davon, dass Josef in dieser Zeit notgedrungen zum Alleinerzieher verdonnert wird. Richtig ärgerlich ist aber, dass der Film über diese fatalen Folgen einfach so hinweggeht. Es gibt einen Zeitsprung zum Fall des eisernen Vorhangs und acht Jahre lösen sich im Wohlgefallen eines absurden Happyends auf, das gewissermaßen suggeriert, dass sich das Familienglück einfach so wiederherstellen ließe, als wäre nichts gewesen.






