Filmmusik hat in Deutschland leider einen schweren Stand. Die zahlreich produzierten Komödien bieten kaum Raum für sinfonische Partituren und werden nicht selten hauptsächlich mit charttauglichen Popsongs statt Score unterlegt. Die Projekte, die die thematische Möglichkeit und das finanzielle Budget für Orchesterarbeit bieten, sind hingegen rar gesät. Ein Bergsteiger-Abenteuer wie Gran Paradiso von Miguel Alexandre muss folglich ein Glücksfall für einen jungen Komponisten wie Dominic Roth (Der Opernball) gewesen sein, der mit der Vertonung beauftragt wurde.
Seine Musik ist eine schöne, lyrische Arbeit mit zarten, verspielten Klängen von Harfe und Klavier sowie ausladenden Streichermelodien. Roth betont vor allem die humanistischen Züge der Handlung (ein im Rollstuhl sitzender ehemaliger Bergsteiger wird von jugendlichen Straftätern auf einen Viertausender getragen) und betont weniger die grandiosen Naturkulisse der Bergwelt. Das liebliche Spiel der Streicher und Holzbläser bleibt weitgehend zurückhaltend und atmosphärisch. Dramatische Passagen sind selten. Klangschönes steht hier eindeutig im Vordergrund.
Auch wenn der Musik vielleicht der letzte Pfiff fehlt und es ein wenig an Raffinesse mangelt, bietet sie ein unterhaltsames Hörerlebnis, das entfernt an die gemäßigten Kompositionen eines Thomas Newman erinnert. Dominic Roth zeigt mit seiner Partitur ein Gespür für schöne Melodik. Vor allem sein eingängiges, leicht pathetisches Hauptthema geht gut ins Ohr. Da verzeiht man auch gerne einige langweilige monotone Passagen, die die Musik etwas verflachen lassen.
Dennoch bleibt es Roth zu wünschen, dass er auch in Zukunft die Gelegenheit erhält, sein unbestreitbar vorhandenes Talent im Umgang mit dem Orchester weiterzuentwickeln. Gran Paradiso ist auf jeden Fall ein ordentlicher Einstand des Komponisten.