Auf und ab – The Trampoline

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Alle Eltern kennen diese Stress-Momente, in denen sie mit den Nerven am Ende sind. Wenn die „lieben Kleinen“ den Geduldsfaden von Mama oder Papa mal wieder fast zum zerreißen gebracht haben und man ihnen am liebsten den Hals umdrehen möchte. Aber natürlich tut man das dann doch nicht. Die Mutter von der 9jährigen Lina hat sich nicht derart unter Kontrolle. Als das Mädchen beim Haarefönen weder stillsitzen noch hören kann und einen Seifenspender umstößt, rutscht der Mutter zum wiederholten Male die Hand aus. Die blauen Flecken am Körper des Mädchens werden weggepudert. Schließlich soll niemand sehen, was hier vor sich geht. Bei einem Kindergeburtstag entdeckt Linas Onkel dennoch die Misshandlungen. Die Situation eskaliert: Lina läuft fort und sucht bei der jugendlichen Nika Zuflucht. Die kämpft aber mit ganz eigenen Problemen, leidet unter der manischen Kontrollsucht der eigenen Mutter, die ihr keine Freiheiten zugesteht.

Herausragende Kinderdarstellerin: Franka Mikolaci in Trampolin

Die kroatische Regisseurin Zrinka Katarina Matijevic erzählt in ihrem ersten Langfilm Trampolin mit bemerkenswerter Präzision von den Mechanismen häuslicher Gewalt. Sie tut diese ohne anzuklagen oder vorschnell zu richten. Auch Mutter und Onkel blicken auf eine eigene Vergangenheit von Schlägen und Missbrauch zurück, der sie verzweifelt zu entkommen versuchen. Es gibt Momente, in denen das beklemmende Drama eine ausweglose Spirale generationen-überschreitender Gewalt zeigt. Wenn Lina im Heim ihre Wut an anderen Kindern auslässt, gibt sie nur weiter, was sie selbst zuhause erlebt und verinnerlicht hat. Doch nicht immer gelingt es dem ambitionierten Debüt die zentralen Konflikte so konzentriert auf den Punkt zu bringen. Das Drehbuch verliert sich mitunter in Nebenhandlungen, die weitaus weniger scharf konturiert erscheinen. Da muss der Onkel noch ein Alkoholproblem besitzen und die Tanzlehrerin mehrere Abtreibungen hinter sich haben. Ausnahmslos jede Figur trägt hier ein schweres Säcklein auf der Seele. Das ist nicht immer glaubwürdig oder vielleicht auch einfach nur als dramatische Zuspitzung zu verstehen. Doch selbst diese kleine Schwäche kann der emotionalen Wucht des Filmes nichts anhaben. Trampolin bleibt ein starkes, sehenswertes Stück Kino, das man sich nicht entgehen lassen sollte.


The Trampoline (Trampolin): Kroatien 2016, Regie: Zrinka Katarina Matijevic (Wettbewerb)

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